In 48 Tagen ist es soweit, am 24. August werden in Tokio die Paralympics eröffnet. Die Schweiz wird in sieben Sportarten antreten und die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nun bekannt: Nora Meister und Leo McCrea sind im Schwimmen am Start, Nicole Häusler im Sportschiessen, Nalani Buob im Tennis und Nicole Geiger mit ihrem Pferd Amigo im Dressurreiten. «Die Entscheide waren einigermassen klar», sagt Roger Getzmann, Chef de Mission Tokyo 2020. Alle selektionierten Athletinnen und Athleten haben die A-Limite erfüllt und es gab keine weiteren Anwärter, die gleiches vorzuweisen hatten. So gesehen sei es eine «eher unkritische Selektion» gewesen.
Die Luzerner Sportschützin Nicole Häusler war bereits 2016 in Rio de Janeiro an den Paralympics mit dabei. Bei ihr erkennt Roger Getzmann einen starken Aufwärtstrend in den Leistungen seit dem Jahr 2019. Seit dieser Zeit hat Nicole Häusler eine eigene Schiessanlage für das Luftgewehr zu Hause stehen, um die Abläufe noch besser automatisieren zu können.
Die Qualifikation für die Paralympics in Rio 2016 verpasste Nicole Häusler vermeintlich um 0.1 Punkte. Trotzdem wurde sie nachselektioniert und konnte die Reise in die brasilianische Metropole mit der Schweizer Delegation antreten. Leider standen die Spiele für sie aber unter keinem guten Stern. Eine Entzündung des Sehnervs des rechten Auges (ihrem Visierauge), ausgelöst durch die MS, verschlechterte ihre Sicht beträchtlich und sie konnte ihr Potenzial nicht zeigen. Jetzt fünf Jahre später kann die Luzernerin ihr Können ein zweites Mal an den Paralympics in Tokio unter Beweis stellen.
Vom Rollstuhlcurling zum Sportschiessen
Die Diagnose Multiple Sklerose (MS) erhielt Nicole Häusler im Februar 2006. Diese Krankheit hindert sie aber nicht daran, aktiv zu sein und Leistungssport auf höchstem Niveau zu betreiben. Schon als Jugendliche war Nicole Häusler gerne aktiv und bestritt Juniorinnen-Radrennen auf der Strasse. Als ihr dies aufgrund ihrer beruflichen Erstausbildung zur Hochbauzeichnerin nicht mehr möglich war, ergänzte sie ihre Garage mit einem Töff, um die Gegend zu erkunden. Rund zwei Jahre nach der Diagnose MS musste sie das Motorradfahren wieder aufgeben, da sie vermehrt auf den Rollstuhl angewiesen war. Deshalb suchte sie nach einer neuen sportlichen Herausforderung und fand diese zuerst im Rollstuhlcurling. Ein MS Schub in ihrem rechten Arm hinderte sie ab 2012 daran, die Curling-Steine präzise zu spielen und so standen Häusler und die Sportberatung der Paraplegiker-Vereinigung vor der schwierigen Suche nach einer neuen Sportart. Im Sportschiessen wurde sie schlussendlich fündig.