«Viel besser geht es tatsächlich nicht.» Das sagte Silvia Guignard (Zürich) nach ihrem dritten Sieg im Dreistellungsmatch Gewehr 300m am dritten Europacup der Saison. Auch in Thun führte kein Weg an der routinierten Zürcherin vorbei, wobei sie selber mit ihrer Leistung nicht wirklich zufrieden war. «Stehend hatte ich heute meine Mühe», so Guignard. Dabei hatte sie in den Probeschüssen stehend Zehner an Zehner gereiht. Beruhigt hatte sie dies allerdings nicht. Doch die gebürtige Schwyzerin kann in solchen Situationen auf ihre jahrelange Wettkampferfahrung zurückgreifen. Letztlich schaukelte sie den Sieg mit 1173 Punkten – ein Punkt weniger als der gültige Schweizerrekord – nach Hause. Die Schwedin Elin Ahlin hätte in den letzten beiden Schüssen zwei Mouchen schiessen müssen. Das gelang ihr nicht, sie fiel gar noch hinter die Deutsche Lisa Müller zurück. Mit dem dritten Saisonsieg hievte sich Silvia Guignard endgültig in die Favoritenrolle für die Europameisterschaften. Auch wenn sie sagt, dass es bis dahin gerade in der Stehend-Stellung noch viel zu tun gebe, sieht sie dem Saison-Höhepunkt zuversichtlich entgegen: «Ich kann nun die Vorbereitungen und den Wettkampf etwas beruhigter angehen.»
Schweizerrekord um fabelhafte 50 Punkte verbessert
Beruhigter wird sicherlich auch Marina Schnider (Ennetbürgen NW) sein. Sie zeigte einen starken Wettkampf und wurde mit 1167 Punkten gute Vierte. Weil auch Andrea Brühlmann (Egnach TG) als Sechste (1161) überzeugen konnte, durften die Schweizerinnen einen ungefährdeten Sieg in der Teamwertung feiern. Die zweitplatzierten Polinnen verloren 60 (!) Punkte auf die Schweiz. Mit 3501 Punkten stellte das Trio Guignard/Schnider/Brühlmann zudem einen neuen Schweizerrekord auf, der eine Weile Bestand haben könnte. Die alte Bestmarke wurde förmlich pulverisiert und um 50 (!) Ringe verbessert. Angesichts der zwei Goldmedaillen soll die Leistung von Myriam Brühwiler (Mörschwil SG), der vierten Schweizerin im Wettkampf, nicht vergessen gehen. Sie belegte mit 1147 Punkten den 10. Rang.
Ungefährdeter Sieg in der Teamwertung
Auch die Schweizer Männer durften sich im Dreistellungsmatch Gewehr 300m über Gold freuen. Sandro Greuter (Heiligkreuz SG), Gilles Dufaux (Granges-Paccot FR) und Rafael Bereuter (Buttwil AG) verpassten mit 3505 Punkten den gültigen Schweizerrekord nur um sechs Zähler. Zum ungefährdeten Teamsieg reichte dies trotzdem. Die Slowenen verloren 33 Punkte, die Ungarn deren 46. In der Einzelwertung machten aber andere die Musik. Allen voran Istvan Peni. Der Ungare schoss sensationelle 1187 Punkte, acht Ringe mehr als der aktuelle Weltrekord. Seine Marke wird aber nicht in die Rekordbücher aufgenommen. Freuen konnte sich der sympathische Weltklasse-Schütze dennoch über seine phänomenale Leistung, zu der übrigens auch die Schweiz ein kleines bisschen beigetragen hat. Auch wenn Peni schon auf unzähligen Schiessplätzen dieser Welt Topleistungen erbracht hat, machte er einen in Thun weit verbreiteten Anfängerfehler: Er hatte keine warmen Kleider mit dabei und war entsprechend am Frieren. Sandro Greuter half mit Pullover und Halstuch aus. Der St. Galler durfte sich nicht nur über die Leistung seines Freundes freuen, sondern auch über das eigene Resultat. Mit 1175 Punkten belegte er den sehr guten 5. Rang. «Heute wäre ein Podestplatz in Reichweite gewesen», sagte er nach dem Wettkampf. «Aber ich habe liegend zu viele Punkte vergeben.» Auch kniend sei er etwas zu zögerlich, zu wenig konsequent an die Sache herangegangen. Entsprechend locker habe er die vier Stehend-Passen absolviert. «Ich war ziemlich sicher, dass ich gegen die beiden Weltklasseschützen Istvan Peni und Tomasz Bartnik stehend nicht mehr viel ausrichten kann», so Greuter. Seine Lockerheit zahlte sich aus: Der St. Galler schoss stehend stark und legte in der dritten Serie gar eine makellose 100 hin. «Dabei hatte ich noch vor wenigen Tagen riesige Mühe mit meiner Stehend-Stellung», blickte Greuter zurück. «Erst am Montag habe ich die Lösung für das Problem gefunden.» Zwar könne er im Wettkampf noch nicht alles umsetzen. «Aber ich weiss nun, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das motiviert mich riesig.»
Nur einen Rang hinter Greuter reihte sich Gilles Dufaux ein. Wie schon am Vortag erwischte er keinen guten Start. In der ersten Kniend-Passe liess er 6 Punkte liegen. Dafür schoss er kniend mit starken 100 Punkten aus. Letztlich reichte es ihm zu 1171 Punkten. Mit Rafael Bereuter und Sascha Dünki (Trüllikon ZH) schafften es zwei weitere Schweizer als 9. und 10. in die Top Ten. Bereuter war insbesondere glücklich über den Teamsieg, zu dem er 1159 Punkte beisteuerte. Sascha Dünki hingegen strahlte nach seiner gestrigen Premiere auf internationalem Parkett nach seinem zweiten Auftritt übers ganze Gesicht. Im zweiten Wettkampf bereits ein Top-Ten-Platz ist eine hervorragende Bilanz. «Der Wettkampf hat richtig Spass gemacht», sagte er. «Ich konnte es einfach laufen lassen.» Und wie: Mit 1158 Punkten verbesserte er seine persönliche Bestleistung um drei Zähler. Pascal Bachmann (Wila ZH) rundete als 12. (1150) die hervorragende Schweizer Bilanz ab.
Zentralfeuerpistole 25m: Medaillen waren ausser Reichweite
Ohne Medaillen blieben die Schweizer Pistolenschützen. Im Wettkampf mit der Zentralfeuerpistole 25m war Sandro Lötscher (Rümlingen BL) der beste Eidgenosse. Seine 573 Punkte reichten zum 7. Rang. Auf den Bronzeplatz verlor er vier Zähler. Dylan Diethelm (Weinfelden TG) konnte in der Präzision mit den Besten mithalten, verlor aber im Schnellfeuer den Anschluss an die Spitze. Letztlich blieb ihm mit 567 Punkten der 16. Rang. Ebenfalls im Schnellfeuer verpasste Steve Demierre (Auboranges FR) eine bessere Klassierung. Er musste sich mit 560 Punkten und Platz 20 zufrieden geben. Einen Rang dahinter klassierte sich Adrian Schaub (Zunzgen BL) mit 553 Ringen. Auch wenn die Schweizer um Edelmetall nicht mitreden konnten, war Trainer Nik Marty mit seinen Schützlingen zufrieden. «Es haben alle gut gearbeitet und gekämpft», sagte er. «Ich habe gute Ansätze gesehen, nun werden wir im Hinblick auf die CISM-Weltmeisterschaften weiterarbeiten.» Dass es nicht für Edelmetall gereicht hat, sei auch den Umständen zuzuschreiben, so Marty: «Für Adrian Schaub und Dylan Diethelm war es der erste Europacup-Auftritt. Zudem lag der Fokus im Training auf den Olympischen Disziplinen und nicht auf Grosskaliber.» (van)