Gerade mal ein Ring fehlte Nina Christen, um im Dreistellungswettkampf einen Finalplatz zu ergattern. Die Nidwaldnerin trug dies mit Fassung. Schliesslich ist sie zurzeit wegen einer Erkältung angeschlagen: «Diesen einen Punkt, der am Schluss für eine Finalteilnahme fehlte, könnte ich jetzt überall suchen», so Christen hörbar verschnupft. «587 ist nicht schlecht. An einem anderen Tag – und mehr Energie – könnte ich noch locker ein, zwei Punkte mehr verwerten und schon ist ein Finalplatz wieder Tatsache».
Im Gold Medal Match besiegte die Norwegerin Jenny Stene die Polin Natalia Kochanska mit 17:13. Bronze holte sich die Engländerin Seonaid Mcintosh.
Gewehr 10m Team Frauen
In Stage 1 der Qualifikation klassierten sich Nina Christen, Audrey Gogniat und Chiara Leone als Fünfte (940.1). Vor allem Leone aber auch Gogniat wussten zu gefallen, bei letzterer handelte es sich um den ersten Einsatz bei der Elite überhaupt. Mit diesem Auftritt sicherte sich das Schweizer Trio problemlos das Weiterkommen in die Stage 2, welche über den Einzug in den Gold- oder Bronze Medal Match entscheidet. Hier drehten die Schweizerinnen so richtig auf und sorgten für ein starke und geschlossene Mannschaftleistung: Christen erzielte 209.5, Elite-Neuling Gogniat schoss 209.4, Leone 209.6. Diese souveräne Performance mit dem Total von 628.5 Punkten ergab Rang 2 hinter dem Team aus Norwegen (629.7). Dritte wurden die Polinnen, Rang vier sicherten sich die Schützinnen aus Ungarn.
Der Gold Medal Match war nichts für schwache Nerven: Die Schweizerinnen und das Team aus Norwegen lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe. Am Schluss unterstrichen Christen, Gogniat und Leone ihre Klasse, besiegten die starken Norwegerinnen mit 16:14 und gewannen die Goldmedaille.
Bronze sicherten sich die Lokalmatadoren aus Polen, welche die Ungarinnen klar mit 17:5 bezwangen.
«Sehr, sehr cool»
Nachdem Chiara Leone im gestrigen Einzelwettkampf nicht auf Touren kam, zeigte sie heute eine souveräne Leistung. «Ich liess mich nicht verunsichern – ich weiss, dass ich schiessen kann», so Leone. Die Tatsache, dass es heute im Teamwettkampf 10m zum ersten Mal zur Goldmedaille reichte, sei schon «sehr, sehr cool.». Man sei in der Vergangenheit schon oft nahe dran gewesen, heute hätte es endlich geklappt, führt die Fricktalerin aus. Mussten sie und Nina Christen heute auf Audrey Gogniat, die heute das erste Mal überhaupt in der Elite an den Start ging, ein besonderes Augenmerk richten? Leone winkt ab: «Audrey hat uns zu Beginn des Wettkampfs gefragt, ob wir nervös seien. Sie selber sei das nie, hat sie uns erzählt», sagt Leone. «Wir wussten zudem sowieso, zu was Audrey in der Lage ist – von dem her lief das ganz normal ab.» Nun hat Leone einen freien Wettkampftag, bevor sie den Mixed-Wettkampf mit Christoph Dürr bestreiten wird. «Ausserdem werden wir im Team Frauen noch in der Dreistellung Gewehr 50m antreten: Auch hier haben wir eine Medaille im Fokus», sagt Leone selbstbewusst.
Lochbihler und Dürr kamen nicht in die Spur
Am Sonntagmorgen, 25. Juni 2023 traten die Schweizer Männer zum Wettkampf Gewehr 50m 3x20 an. Um es vorwegzunehmen: Angesichts der sehr guten Vorbereitungen und Resultaten in den letzten Monaten verlief der Wettkampf für Jan Lochbihler und Christoph Dürr etwas enttäuschend: Beiden glückte bereits der Start mit je 96 nicht. Angesichts der hohen Dichte in der europäischen Schiesssport-Elite sollte sich allein dies über den ganzen Wettkampf hin als zu grosse Hypothek erweisen. Liegend schossen beide je das Punktemaximum. Stehend geriet Lochbihler unter Zeitdruck und musste am Schluss federn lassen (92). Mit einem Total von 584 Punkten klassierte sich der Solothurner am Ende auf Rang 23. Christoph Dürr folgt mit einem Punkte Rückstand auf Rang 25. Um in den Final zu gelangen, waren in Krakau heute 590 Punkte nötig.
Wie erwartet wurde an den European Games sehr gut geschossen – dies unterstreichen vor allem die 595 von Quali-Sieger Alexander Schmirl (AUT), welcher einen neuen Europarekord erzielte.