Bekanntlich findet das Eidgenössische Schützenfest (ESF) im Sommer 2021 das erste Mal überhaupt in seiner langen Geschichte als rein sportlicher Anlass schweizweit auf den Heimständen der Schützenvereine statt. Im Raum Luzern werden nur wenige Spezialwettkämpfe ausgetragen. Nach dem Eröffnungsschiessen anfangs Juni stand nun am 2. Juli der Akademikerwettkampf auf dem Programm. Hier schiessen Mitlieder von Studentenverbindungen und Schweizer Fachhochschulen mit dem Gewehr 300m und der Pistole 25m.
Um es gleich vorwegzunehmen: Mit 300 Teilnehmern war der Anlass ein Erfolg – und ein Indikator, dass das Eidgenössische Schützenfest Luzern 2020 trotz der widrigen Umstände ein Erfolg zu werden verspricht. «Es sieht in der Tat gut aus», bestätigt Paul Winiker, Luzerner Regierungsrat und OK-Präsident des ESF. «Momentan rechnen wir mit rund 30'000 Teilnehmern, was angesichts der erstmaligen dezentralen Durchführung und doch einigen herrschenden Verunsicherungen positiv ist», so Winiker. Es gäbe immer mehr gute Beispiele aus allen Regionen der Schweiz, in denen die Vereine ihre eigenen Wettkämpfe organisieren und durchführen. «Ich habe den Eindruck, dass die Lust am Eidgenössischen langsam aber sicher steigt», erklärt Winiker. Bereits am Eröffnungsschiessen sei die Stimmung ausgezeichnet gewesen, die Leute hätten Freude, zusammenzukommen, gemeinsam zu schiessen und zu feiern. «Man geniesst nach der ganzen Covid-19-Situation endlich wieder ein Stück Normalität», so Winiker. Was den OK-Chef besonders freut: «Es ist zwar noch zu früh, ein abschliessendes Fazit zu ziehen – aber wir haben Meldungen, dass sich vor allem viele Jungschützen für die Wettkämpfe in ihren Vereinen angemeldet haben.»
Mitmachen kommt definitiv vor dem Rang
Zurück zum Akademikerwettkampf: «300 Teilnehmer sind effektiv eine stolze Zahl», weiss Martin Kalbermatten vom Schützenverein Schweizerischer Studierender (SSS!) Der SSS! engagiert sich seit anfangs des 20 Jahrhunderts für die Durchführung des Akademikerwettkampfs im Rahmen der Eidgenössischen Schützenfeste. «Wir hatten, was die Teilnehmerzahl angeht, in den letzten Jahrzehnten eine Durststrecke zu überwinden», so der Walliser. Tiefpunkt sei das ESF 2000 Bière mit knapp 50 Teilnehmern gewesen. Mit Frauenfeld (2005) und Aarau (2010) seien die Zahlen wieder angestiegen, 2015 im Wallis hätte man wieder erfreuliche 300 Teilnehmende gezählt. «Dass wir die Zahl nun in Luzern wieder hinbringen, freut mich persönlich sehr». Auch beim Akademikerwettkampf zähle, was für das «Eidgenössische» prinzipiell gilt: Die Schützen kommen aus allen Teilen der Schweiz zusammen, schiessen ihr Programm und pflegen – über die Generationen hinweg – die Kameradschaft. «Dieser Aspekt seht bei uns im Vordergrund, denn viele Teilnehmer sind keine Schützen im engeren Sinn, sondern schiessen nur alle fünf Jahre am ESF» so Kalbermatten
Mit von der Partie: Markus Somm
Einer, der bedeutend länger als vor fünf Jahren geschossen hat, ist der Publizist Markus Somm. «Das war das letzte Mal in einem WK», sagt der Verleger der Satirezeitschrift «Nebelspalter». Was hat ihn dazu bewogen, es nach so langer Zeit wieder einmal zu versuchen – und dies gleich bei einem Eidgenössischen Schützenfest? Als Historiker sei er sich der Bedeutung der Schiesswesens und der Schützenfeste bei der Entstehung der modernen Schweiz bewusst, erläutert Somm. Nun wäre es an der Zeit gewesen, ein Eidgenössisches mit eigenen Augen zu sehen. Fazit?
«Ich finde Schiessen etwas total Lässiges», so Somm. Er sei zwar nie richtig gut darin gewesen, aber nach der heutigen Erfahrung könne er sich gut vorstellen, dass man vom Schiessen als Sport gepackt werden könne. «Die Fähigkeit zur nötigen Konzentration, der Aspekt mit dem richtigen Atmen, den ich zum Beispiel überhaupt nicht im Griff hatte: Das ist alles hochinteressant», sagt Somm. Vor allem aber sei das Ganze ein sehr schöner Anlass mit einer einmaligen Atmosphäre. Als er sein Schiessblatt abgab, meinte eine der Helferinnen, als sie sich die Resultate kurz angeschaut hatte: «Du darfst aber dann schon noch trainieren.» Genau das meine er mit spezieller Atmosphäre, sagt ein sichtlich gut gelaunter Somm: «Das Ganze hier ist sehr egalitär, das empfinde ich als angenehm – einfach wahnsinnig Schweizerisch.»