Dass Heidi Diethelm Gerber (Märstetten TG) mit der Sportpistole 25m Medaillen sammelt, ist keine Überraschung. Nun hat sie aber auch die erste internationale Medaille mit der Luftpistole in ihrem Palmares. An den Europameisterschaften 10m in Wroclaw gelang ihr sowohl in der Qualifikation als auch im Final eine fantastische Leistung. Gegen Bobana Momcilovic Velickovic war zwar kein Kraut gewachsen. Die Serbin feierte mit 236.4 Punkten einen überlegenen Sieg. Doch dahinter setzte sich die erfahrene Thurgauerin in einer knappen Entscheidung gegen die sechs weiteren Finalistinnen durch. In der Entscheidung um Silber und Bronze musste die Griechin Anna Korakaki - ihres Zeichens mehrfache Medaillengewinnerin an Titelwettkämpfen und an Weltcups mit der Luftpistole - die Klasse von Heidi Diethelm Gerber anerkennen. Dabei hatte die Schweizerin im Final ein Auf und Ab erleben müssen. Zwischenzeitlich drohte gar fast das frühzeitige Ausscheiden. Doch einmal mehr bewies Heidi Diethelm Gerber Nervenstärke. So packte sich nach einer 8.7 eine 10.9 aus und schob sich damit nach 13 Schüssen auf einen Medaillenrang. Und diesen gab sie bis zum Schluss nicht mehr her.
Was sie alles drauf hat, hatte Heidi Diethelm Gerber bereits in der Qualifikation bewiesen. Mit einer beeindruckenden Konstanz schoss sie 577 Punkte und blieb damit lediglich um einen Zähler unter ihrem eigenen Schweizerrekord. Erst nach dem 56. Schuss musste sie kurz zittern, als sie nach einer 8 im virtuellen Klassement auf den 9. Rang zurückgefallen war. Doch diesem Dämpfer liess sie vier Zehner folgen. Das brachte ihr in einem starken Feld den vierten Qualifikationsrang ein. Besser waren nur die Griechin Anna Korakaki (581) sowie Vitalina Batsarashkina (RUS) und Maria Grozdeva (BUL) mit je 578 Ringen. Während sich Heidi Diethelm Gerber über eine weitere Finalqualifikation freuen durfte, blieben unter anderen die Weltranglistenführende Zorana Arunovic aus Serbien oder die Ukrainerin Olena Kostevych (Weltnummer 6) auf der Strecke. Den Final verpasste auch die zweite Schweizerin. Sandra Stark (Münchwilen TG) schoss einen ausgeglichenen Wettkampf und musste lediglich mit 91 Punkten in der vierten Serie eine kleine Talsohle durchschreiten. Mit 565 Punkten klassierte sie sich auf dem 39. Rang bei 63 Schützinnen.
Pistole 10m Männer
Ganz starke Leistung von Steve Demierre (Auboranges FR): Der Routinier zeigte in den ersten vier Serien hervorragenden Schiesssport und war auf Finalkurs. Auch die sechste Passe mit 99 Punkten war Weltklasse. Trotzdem hat es für den Finaleinzug nicht ganz gereicht. In der fünften Serie (92 Punkte) musste er eine kurze Schwächephase einstecken. Er kassierte ein paar Neuner und eine Acht. Das reichte, um aus den ersten Acht zu rutschen. Mit 579 Punkten klassierte er sich auf dem starken 13. Rang. Zwei Punkte mehr und Steve Demierre hätte um Europameisterschaftsmedaillen und Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2020 mitgeschossen. Trotzdem: Was der Fribourger in Wroclaw zeigte, war beeindruckend. Nicht ganz zufrieden mit seiner Leistung dürfte Jason Solari (Malvaglia TI) sein. Der Junior liess auf eine starke jeweils eine schwächere Serie folgen. Mit 569 Punkten klassierte er sich auf dem 54. Rang.
EM-Gold ging an den Russen Artem Chernousov mit 241.2 Punkten. Er setzte sich im Final deutlich vor dem Italiener Paolo Monna (239.6) durch. Bronze sicherte sich der Türke Ismail Keles.
Gewehr 10m Mixed Team
Zugegeben: Eine Schweizer Medaille im Wettkampf Mixed Team Gewehr 10m zu erwarten, wäre vermessen gewesen. Eine Qualifikation für die zweite Runde, an der die besten acht Duos teilnehmen, wäre aber möglich, wenn beide Schweizer das Optimum herausholen. Doch das ist den Schweizer Mixed Teams an den Europameisterschaften 10m in Wroclaw nicht gelungen. Teamleaderin Nina Christen (Wolfenschiessen NW) war mit 313.7 Punkten die Beste des Schweizer Teams. In der Einzelwertung reichte dies für Rang 27. Ihr Partner Jan Lochbihler (Holderbank SO) steuerte 310.2 Zähler bei (Rang 75 in der Einzelwertung). Zusammen schaffte es Schweiz 1 mit 623.9 Punkten auf den 26. Rang. Auf den 8. Rang, der fürs Weiterkommen nötig gewesen wäre, fehlten 4 Zähler. Das beste Duo (Eszter Denes und Istvan Peni aus Ungarn) hatte gar 7.8 Punkte mehr erzielt. Das ungarische Team (sie erst 18-, er 23-jährig) erzielte mit 631.7 Punkten einen neuen Europarekord. Auch das zweite ungarische Duo qualifizierte sich für die zweite Runde. Mit dabei sind zudem Teams aus Israel, Kroatien, Russland, Norwegen, den Niederlanden und Frankreich. Das zweite Schweizer Team mit Chiara Leone (Frick AG) und Christoph Dürr (Gams SG) klassierte sich mit 619.2 Punkten auf dem 42. Rang bei 51 startenden Teams. Leone zeigte mit 612.1 Punkten und dem 54. Rang in der Einzelwertung eine ansprechende Leistung. Weniger zufrieden dürfte Christoph Dürr mit seinen 307.1 Zählern und dem 93. Rang (bei 102 Schützen) gewesen sein.
Trotz neuem Weltrekord mussten Eszter Denes und Istvan Peni am Ende mit Silber vorliebnehmen. Im Gold Medal Match verloren sie gegen das russische Duo Yulia Karimova/Vladimir Maslennikov. Bronze ging an die Kroaten Estera Herceg/Miran Maricic, die sich im Bronze Medal Match gegen Tal Engler und Sergey Richter aus Isreal durchsetzen konnten. (van)