Mit dem Wettkampf Standardgewehr 300m 3x20 wurde am Mittwoch, 14. August, der Europacup Thun eröffnet. Dem Schweizer Quintett gelang ein Auftakt nach Mass, auch wenn es zunächst nicht danach aussah. Denn Gilles Dufaux (Granges-Paccot FR) knallte es in einem der ersten Kniend-Schüsse den Diopter derart stark an die Stirn, dass Blut floss. Derweil war Sandro Greuter (Heiligkreuz SG) noch gar nicht in den Wettkampf gestartet. Bei seinem Gewehr brach während der Probeschüsse die Backe. Für ihn hiess es nach dem Ersetzen der Backe nochmals bei der Waffenkontrolle anzutraben.
Doch von diesen Missgeschicken liessen sich die Schweizer nicht negativ beeinflussen. Sie zeigten eine starke Teamleistung. Nach den 20 Kniend- und 20 Liegend-Schüssen konnten sich mit Dufaux, Greuter, Rafael Bereuter (Buttwil AG) und Pascal Bachmann (Wila ZH) gleich vier Schweizer Medaillenhoffnungen machen. Einzig für Sascha Dünki (Trüllikon ZH) war dieses Ziel zu hoch gesteckt. Das ist allerdings mehr als verständlich: für den jungen Zürcher war es der erste internationale Wettkampf.
Langes Warten bis zur Gewissheit
Im Stehend-Anschlag schien sich Gilles Dufaux aus den Medaillenrängen zu verabschieden. Nach fünf Neunern schien der Zug für ihn abgefahren. «Gilles hat in den ersten Stehend-Schüssen etwas die Geduld gefehlt», analysierte Daniel Burger, Leiter Bereich Spitzensport im SSV. «Das könnte ihn den Sieg kosten», orakelte er. Er sollte Recht behalten. Zwar fing sich der Fribourger und totalisierte am Ende 584 Punkte, eine Medaille schien damit aber nicht möglich zu sein. Weil Dufaux seinen Wettkampf als Erster bereits nach einer Stunde beendet hatte, begann das lange Warten. Je länger der Wettkampf dauerte, umso weiter rutschte Dufaux nach vorne. Für den Sieg reichte es nicht mehr, aber immerhin für den zweiten Rang, nachdem der Pole Tomasz Bartnik (der einen Zähler vor Dufaux lag) beim Abzugstest nach dem Wettkampf durchgefallen und disqualifiziert worden war. Besser als Dufaux war nur der Schwede Karl Olsson mit 587 Zählern. «Ich hatte in dieser Saison lange Schwierigkeiten in der Kniend- und in der Stehend-Stellung», sagte Dufaux nach dem Wettkampf. Kniend sei er mittlerweile wieder auf Kurs, mit seiner Stehend-Stellung sei er aber noch nicht wirklich glücklich. «Es funktioniert schon viel besser, aber ich bin noch nicht dort, wo ich gerne sein möchte», so Dufaux.
Die weiteren Schweizer bewiesen mannschaftliche Geschlossenheit: Pascal Bachmann durfte sich über 581 Punkte und den 5. Rang freuen. «Kniend und liegend lief es hervorragend», sagte er nach den 60 Schüssen. «Stehend habe ich den einen oder anderen Punkt liegen lassen.» Zufrieden war Bachmann trotzdem, liess er doch die beiden Routiniers Sandro Greuter (580, Rang 7) und Rafael Bereuter (579, Rang 9) hinter sich. Sascha Dünki erreichte bei seinem Debüt 559 Punkte und den 15. Rang (bei 18 Startenden). «Die Anspannung war grösser als sonst», blickte er auf seinen ersten Auftritt auf internationaler Ebene zurück. «Ich wollte es vielleicht zu gut machen.» Obwohl er nicht sein ganzes Potenzial abrufen konnte, durfte Sascha Dünki ein positives Fazit ziehen. Und er darf den Wettkämpfen vom Donnerstag (Gewehr 300m 3x40) und Freitag (Gewehr 300m liegend) zuversichtlich entgegenblicken.
Unangefochten zu Team-Gold
Die starke Mannschaftsleistung verhalf den Schweizern zur (erwarteten) Team-Medaille. Schon bald war klar, dass es Gold sein würde. Am überzeugenden Eidgenossen-Trio führte am Eröffnungstag des Europacups Thun kein Weg vorbei. Gilles Dufaux, Sandro Greuter und Rafael Bereuter feierten quasi einen Start-Ziel-Sieg und holten sich mit 1743 Punkten überlegen Gold vor Slowenien (1727) und Ungarn (1703). (van)