Die Zürcher Schützen standen der landesweiten Tendenz nicht nach und zeigten eine bemerkenswerte Reaktion nach dem enttäuschenden Abstimmungsresultat. Es waren aber längst nicht nur aktive Schützen welche den Weg auf die Schiessplätze fanden und das Schiessprogramm absolvierten. In den Anlagen und in vielen Schützenstuben und provisorisch aufgestellten «Zeltbeizen» kam es zu Begegnungen mit der Bevölkerung und vor allem auch mit Jugendlichen, die eben diese Schützentradition aktiv miterleben wollten. Das Wahrnehmen der Schützen, die erkennbar zu unserem Staate zu stehen, hat offenbar manchen Schützenfreund zur Teilnahme ermuntert. Es war einmal mehr ein Eidgenössisches Feldschiessen welches als volksnaher Anlass überwiegend positive Eindrücke hinterliess und gleichzeitig aber auch ein deutlicher Wink an die Adresse jener war, die sich immer wieder gegen das Schweizer Schützenwesen, die Tradition und das sportliche Schiessen stellen.
Mehrbeteiligung auch im Kanton Zürich
Im Kanton Zürich wurde das Eidgenössische Feldschiessen auf insgesamt 84 Schiessplätzen auf den Distanzen 300 m (Gewehr) und 25/50 m (Pistole) durchgeführt. Insgesamt nahmen 9‘668 (+205) Schützinnen und Schützen auf 300 m und 4‘609 (+258) auf 25/50 m teil. Die Teilnehmerzahl Gewehr und Pistole konnte damit erfreulicherweise um 463 gesteigert werden.
Zur Nachahmung empfohlen: In den letzten Jahren wurden auf einigen Schiessplätzen jeweils nach dem Feldschiessen das Obligatorische Programm für Pflichtschützen angeboten. Für viele Schützen eine gute Gelegenheit, gleichentags das freiwillige Feldschiessen und anschliessend das obligatorische Bundesprogramm zu absolvieren.
Begehrte Auszeichnungen
Im sportlichen Bereich schwangen im Kanton Zürich wiederum zahlreiche Gewinner der Stapfermedaille (altersbedingt abgestufte Spitzen-Resultate) für die Gewehr- und Pistolenschützen obenaus. Die Medaille wird nur einmal abgegeben, auch wenn die geforderte Limite mehrmals erreicht wurde. Im Kanton Zürich erreichten neben weiteren Gewinnern Aleksandr Goryachkin (Winterthur), Lukas Obrist (Stadel/Niederglatt) Jürg Schwarz (Adlikon) und Rafael Spiller (Volketswil) auf 300m zudem das Maximum von 72 Punkten und mit der Pistole schoss Raphael Weber (Langnau a.A.) das Maximum von 180. Erwähnenswert ist ausserdem, dass ZHSV-Ehrenmitglied Paul Stutz (Zwillikon) bereits zum neunten Mal das Maximum von 180 mit der Pistole erzielte und der 86-jährige Albert Fässler (Ettenhausen) das Maximum von 72 Punkten auf 300m schoss.
Im Schiesstand Stäfa traf man am Samstag gleich drei Stapfermedaillen-Gewinner aus drei verschiedenen Alterskategorien an. Der Jungschütze Lars Elmer (Jahrgang 1999) und der Veteran Hans Pfenninger (1954) erzielten je 69 Punkte während der 13-jährige Lars Elmer68 Punkte erreichte. Pfenninger schoss übrigens zum vierten Mal 69 Punkte, erstmals als Veteran reichte es jetzt endlich zur begehrten Auszeichnung.
Tadellose Abwicklung
An der vom Zürcher Schiesssportverband (ZHSV) eingeladenen traditionellen Inspektionsrundfahrt am Samstag waren Gäste, hohe Militärs und Vertreter von Verbands- und zivilen Behörden in den Gemarchen der Bezirke Hinwil, Pfäffikon, Uster und Meilen unterwegs, um sich in allernächster Nähe einen Einblick in das Feldschiessen vermitteln zu lassen. Sie waren beeindruckt von den ausgezeichneten Platzorganisationen, den ruhigen und geordneten Schiessbetrieben und der strikten Einhaltung der Sicherheitsvorschriften.
Neben den vielen persönlichen Kontakten absolvierten einige Gäste in «normalen» Ablösungen die Programme. Unter anderen konnten sich auch die Militär KKdt Aldo C. Schellenberg, Brigadier Peter C. Stocker und Oberst Daniel Bosshard als erfolgreiche „Feldschützen“ mit Kranzabzeichen schmücken lassen.
Wehmutstropfen
Ein Wehmutstropfen war dagegen die diesjährige Gästepräsenz an der Rundfahrt. Organisator Paul Stutz erhielt über 20 Entschuldigungen und gegen 40 Eingeladene haben sich nicht einmal gemeldet. Es ist dem hohen Militär mit KKdt Aldo C. Schellenberg und Brigadier Peter C. Stocker, sowie der einzigen Kantonsrätin Jacqueline Hofer hoch anzurechnen, dass sie sich aus der Sparte Militär und Politik an der traditionellen Rundfahrt unter die Feldschützen mischten.
Ob die vielen Absagen etwas mit der Waffenrechts-Abstimmung eine Woche zuvor oder den kommenden Parlamentswahlen im Herbst zu tun hatten weiss man nicht. (Wer Böses denkt ist ein Schelm). Es ist nur schade, es wird unter den Schützen und vor allen bei den Jugendlichen immer wieder sehr geschätzt, wenn «hohe» Ehrengäste an der Rundfahrt teilnehmen und der nationalen Schützentradition die Aufmerksamkeit erweisen. (Werner Hirt)
Nachgefragt
Jacqueline Hofer gehört seit einigen Jahren zu den treuen Teilnehmern an der ZHSV-Feldschiessen-Rundfahrt. Sie ist Unternehmerin, Stadträtin von Dübendorf und frisch wiedergewählte Zürcher Kantonsrätin. Sie besuchte im Wagen von ZHSV-Präsident Heinz Meili die Schiessplätze Hinwil (GESA) und Wetzikon (Erlosen) und beantwortet der ZHSV-Pressestelle einige Fragen.
Zuerst ein kurzes Wort zum Waffenrechts-Abstimmung...
Mir tun die Schützen leid, sie haben dieses Resultat nicht verdient. Leider war die Unterstützung, auch aus unseren Kreisen, zu wenig wirksam. Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren. Zurück bleibt leider die Angst vor künftig weiteren Verschärfungen.
Sie waren schon einige Male bei den Rundfahrten dabei, weshalb?
Mir gefällt die Kameradschaft unter den Schützen Funktionären und Offiziellen. Deshalb ist es für mich eine Freude und Ehre zugleich, daran teilzunehmen. Man kennt sich, hat gleiche Interessen und schätzt den Zusammenhalt.
Was ist ihnen besonders aufgefallen?
Das disziplinierte Auftreten der Schützinnen und Schützen sowohl bei der Registration als auch im Schiesstand. Erfreulich war einmal mehr auch die Präsenz der Jugendlichen beiderlei Geschlechts. Dazu war die strikte Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und das tolle Engagement der Schützenmeister und Betreuer beispielhaft. Es war beste Reklame für die Schweizer Schützentradition.
Man kennt sie auch in Militär und Flugwaffenkreisen.
Das hat sich ergeben. Ich bin in Dübendorf und damit in der Nähe des Flugplatzes aufgewachsen. Das hat mich auch nach der Jugendzeit immer wieder begleitet. Mittlerweile habe ich sogar die ZS-höhere Kaderausbildung der Schweizer Armee absolviert und damit wurde meine Verbundenheit noch gestärkt.
Sind sie selber aktive Schützin
Nicht im eigentlichen Sinn, obwohl ich ab und zu selber einmal schiesse. Ich bin vor allem aber gerne bei der Schützenfamilie. Deshalb bin ich auch Mitglied in den Schützenvereinen Dübendorf, Uster und Volketswil (Gewehr und Pistole). Das gibt den schönen und vor allem auch wichtigen Kontakt zu Basis.