Mit der Festsiegerkonkurrenz nahm das Eidg. Veteranen Sportschiessen in Steinen, im Herzen der Schweiz, seinen finalen Abschluss. 659 Frauen und Männer ab 55 Jahren hatten sich in den letzten Wochen in die Feuerlinie gelegt. Die 20 Besten aus sechs Stichen und Meisterschaft qualifizierten sich für den «Festsiegerausstich». In diesem erreichten wiederum die Top 10 nach 20 Qualifikationspatronen das Grande Finale. Niemand geringeres als Olympiasiegerin Nina Christen, die ganz in der Nähe (Immensee) wohnt, amtete an diesem Tag als Moderatorin. Sprich die 28-jährige Weltklasseschützin kommentierte das Finale. «Die Anfrage kam von Veteranen aus meinem Verein Büren-Oberdorf», sagt Christen. «Und weil es zeitlich ideal gepasst hat, habe ich das gern gemacht». Es war nicht das erste Mal, dass sie das Kommando übernommen hat. «Ich mache das ab und zu auch bei anderen Anlässen», sagt sie. Abgesehen davon, dass man so den Kontakt zur Basis pflegt, ist es ein seelenreinigendes und «bödelendes» Kontrastprogramm zum durchgetakteten Hochleistungssport-Bereich.
Stolze Tessiner
Die neun Finalisten und die eine Finalistin lagen vor der Endausmarchung in Steinen nur 4,7 Punkte auseinander. Für Spannung war per se gesorgt. Allein, der Tessiner Emanuele Alberti hatte an dem Tag keinen Bock auf Action, Psycho und Hitchcock und liess sich die Polenta nicht mehr vom Brot nehmen. Der 66-Jährige aus Melide schoss «einen für mich sehr guten Final» und verteidigte damit seine Führung aus der Qualifikation bis ins Ziel. Und zwar souverän. Nach dem zweitbesten Final betrug sein Vorsprung am Ende genau zwei Punkte. Das freute selbstverständlich auch den anwesenden Luca Filippini. «Schwingen können wir im Tessin noch nicht wirklich, aber Schiessen schon», hielt der Präsident des Schweizer Schiesssportverbandes eine Woche nach dem Eidgenössischen Schwingfest in Pratteln fest. Filippini reiste extra für den Finale nach Steinen an. «Ich wusste nicht, dass ein Tessiner nach der Qualifikation vorne liegt. Aber es freut mich natürlich umso mehr, dass Emanuele Alberti gewonnen hat». Schiessen werde in seinem Heimatkanton betrieben, wie in anderen Landesteilen auch, sagt Filippini. Aber Wettkämpfe und Schützenkönige, resp. Festsieger gibt es weniger.
Zurück zur Festsieger-Konkurrenz der Veteranen-Sportschützen nach Steinen. Der nach der Qualifikation auf Rang 2 klassierte Hans Hübscher aus Brüttelen, verlor in den ersten fünf Finalschüssen viel Terrain auf den nachmaligen Sieger. Dies nachdem er nach den 20 Qualischüssen nur einen Muckenfurz, sprich 0.1 Punkte, zurücklag. Am Ende reichte es dem Seeländer zu Rang 3. In einem Shoot-out um um Platz 2 und 3 behielt Daniel Grun das bessere Ende für sich. Auch kraft des besten Finals (105,1 Punkte) verbesserte sich der Baselbieter vom 8. auf den 2. Rang.
«Es ist mein bisher grösster Sieg», lacht der fröhliche Tessiner Emanuele Alberti. Und fügt hinzu: «Jetzt starte ich voll durch - nach diesem folgen jetzt noch 1000 weitere. Schliesslich habe ich eine Olympiasiegerin geküsst». Nina Christen führte auch die Flower-Zeremonie durch. Sehr zur Freude der Schützinnen und Schützen. «Das war eine wirklich unerwartete und sehr schöne Überraschung», sagt Alberti. Kurz nach dem Wettkampf ging es für ihn zurück nach Melide, um dann am Sonntag nach Winterthur zum nächsten Wettkampf zu fahren. Und schon am Montag steht er in Thun im Rahmen der Schweizermeisterschaft im Einsatz. «Schiessen ist mein ganz grosses Hobby», so der pensionierte Banker. Jetzt vielleicht noch mehr als vorher.
Final Festsieger Eidgenössisches Veteranen Sportschiessen
1. Emanuele Alberti (Melide) 312.0; 2. Daniel Grun (Soyhières) 310.0 (Shoot-out 10,3); 3. Hans Hübscher (Brüttelen) 310,0 (9,6); 4. Anton Küchler (Sachseln) 308,3; 5. Martin Zahler (Zweisimmen) 307,4; 6. Ruedi Heinzer (Muotathal) 306,8; 7. Marie-Louise Degonda (Cumpadials) 306,6; 8. Thomas Kohler (Münchenstein) 306,5; 9. Dominik Schopp (Ziefen) 304,9; 10. Roger Nikles (Bühl) 302,8. (Michael Schenk)