Zum Aufgebot zählen mehrere Medaillengewinnerinnen und -gewinner in den olympischen Disziplinen der 10m-EM in Osijek (CRO) von Mitte März: Audrey Gogniat (Silber Einzel), Jason Solari (Bronze Einzel) sowie Gogniat und Jan Lochbihler (Gold Mixed).
Mit dabei ist auch Nina Christen, die nach längerer Pause auf das internationale Parkett zurückkehrt. Ergänzt wird das Schweizer Team durch Chiara Leone sowie Muriel Züger, Christoph Dürr, Fabio Wyrsch und die frischgebackene Vize-Junioren-Europameisterin Emely Jäggi.
Nicht alle starten an beiden Weltcup-Stationen: Gogniat, Jäggi und Lochbihler sind nur in Buenos Aires dabei, Züger und Wyrsch treten nur in Lima an.
Jan Lochbihler: Motiviert trotz gesundheitlichem Rückschlag
Jan Lochbihler reist mit Rückenwind nach Südamerika. «Es war zwar nur eine Medaille im Mixed an der EM, aber sie gibt mir Motivation und Selbstvertrauen.»
Ihm ist aber auch klar, wie anspruchsvoll das Niveau in Buenos Aires sein wird: «Die Leistungsdichte an einem Weltcup ist extrem hoch. Entscheidend wird die Tagesform sein – und es braucht auch das nötige Quäntchen Glück.»
Die Vorbereitung lief nicht ideal: «Letzte Woche lag ich flach – vermutlich Norovirus. Ich habe fünf Kilo verloren.» Das Training fiel aus. «Ich versuche jetzt, wieder in die Gänge zu kommen. Grossen Aufbau kann ich keinen mehr machen – aber ich fühle mich grundsätzlich gut.»
Trotz allem überwiegt die Vorfreude: «Argentinien ist neu für mich – und auch der Schiessstand. Das wird spannend.»
Nina Christen: Zurück auf der internationalen Bühne
Nach dreiviertel Jahren ohne grossen internationalen Wettkampf ist die Vorfreude bei Nina Christen spürbar. «Ich war ja nicht an der EM – deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich jetzt endlich wieder an einem grossen Wettkampf starten kann», sagt die Nidwaldnerin. Sie habe im Winter gut trainiert – jetzt gehe es darum, das umzusetzen. «Ich will schauen, wo ich stehe. Und wenn ich merke, dass es gut läuft, will ich wirklich alles geben. Dann hoffe ich, dass ich etwas Gutes herausholen kann.» Voraussetzung dafür seien nicht zuletzt gute Trainings vor Ort – «denn wir kennen den Schiessstand in Buenos Aires noch nicht, und Wind kann dort auch ein Thema sein».
Wie Leone, Dürr und Solari reist Christen nach dem Weltcup in Buenos Aires zurück in die Schweiz, bevor es wenige Tage später weitergeht nach Lima. «Für uns Athleten sind die langen Flüge, Zeitverschiebungen und knappen Pausen eher suboptimal», sagt Christen. Sie versucht, «den Rhythmus nicht zu stark anzupassen, sondern möglichst nahe an der südamerikanischen Zeit zu bleiben.»
Dabei überlässt sie nichts dem Zufall: «Ich nutze die App ‹Timeshifter› – die wurde ursprünglich für Piloten und Astronauten entwickelt. Sie hilft mir bei der Umstellung: Wann soll ich schlafen, wann besser nicht, wann Kaffee trinken – und vor allem: wann an die Sonne gehen und wann nicht.» Licht sei der entscheidende Taktgeber für die innere Uhr – «das wirksamste Mittel überhaupt». Bereits zuhause beginnt sie drei Tage vor der Abreise mit der Zeitumstellung, vor Ort wird der Plan konsequent fortgesetzt.
«Unser Anspruch ist, möglichst viele Finalplatzierungen zu erreichen»
Warum reisen Christen, Leone, Dürr und Solari nach dem Weltcup in Buenos Aires nicht direkt weiter nach Lima, sondern mit Zwischenstopp in der Schweiz? Delegationsleiter und Trainer Enrico Friedemann verweist auf logistische Gründe: «Zum einen darf man nur max. 1000 Schuss mit nach Argentinien nehmen – das hätte uns für Lima in arge Bedrängnis gebracht. Zum anderen war der Waffentransport von Argentinien nach Peru nicht klar geregelt.»
Aus Trainersicht ist der Zwischenstopp eine Herausforderung – «die uns jedoch ein paar neue Erkenntnisse sicher geben wird», sagt Friedemann. Entscheidend sei, nach drei Tagen in der Schweiz nicht wieder in den europäischen Rhythmus zurückzufallen.
Weltcups mit Signalwirkung
Was erwartet Friedemann nach der starken EM von seinem Team in Südamerika? «Die Erwartungen sind immer hoch bei mir, bei uns!», sagt der Trainer. «Wir haben uns in den letzten fünf Jahren in der Weltspitze etabliert – da wollen wir auch bleiben.» Wenn es gelinge, immer jemanden ins Finale zu bringen – Männer Luftgewehr ausgenommen – sei er sehr zufrieden. Denn wer es ins Finale schaffe, kämpfe bei seinem Team meist auch um die Medaillen. Nicht zuletzt sind Weltcups für Friedemann echte Gradmesser – und zugleich der Massstab, um möglichst viele Athleten bis Jahresende in die Top 10 der Weltrangliste zu bringen. Interessant werde auch sein, mit welchen Teams die grossen Nationen antreten. «China, Indien oder die USA testen an solchen Wettkämpfen oft neue Gesichter für den nächsten Olympiazyklus – das ist immer spannend», so Friedemann. (cpe)