Schweizer Schiesssportverband

«Ich möchte zwei Medaillen gewinnen»

Das EM-Team ist bereit (v.l.): Muriel Züger, Fabio Wyrsch, Christoph Dürr, Jan Lochbihler, Chiara Leone, Cédric Grisoni und Adrian Schaub. Auf dem Bild fehlen: Audrey Gogniat und Jason Solari.

Das EM-Team ist bereit (v.l.): Muriel Züger, Fabio Wyrsch, Christoph Dürr, Jan Lochbihler, Chiara Leone, Cédric Grisoni und Adrian Schaub. Auf dem Bild fehlen: Audrey Gogniat und Jason Solari.

Das EM-Team ist startklar: Die Schweizer Schützen reisen zuversichtlich an die Druckluft-Europameisterschaft 2025 in Osijek (CRO). Mit einem neuen Wettkampfformat, welches mehr Spannung und Verständlichkeit verspricht, hoffen die Schweizer auf mindestens zwei Podestplätze.

«Ich gehe an der EM eher auf Entdeckungskurs. Es freut mich, was in den letzten Monaten mit dem Luftgewehr bei mir abgegangen ist. Am liebsten hätte ich jetzt schon das Resultat», sagt Gewehr-Schütze Jan Lochbihler. Noch vor einem Jahr stand der Solothurner an der EM in Györ wegen eines möglichen Quotenplatzes unter enormem Druck. Der ist nun weg. Höhere Erwartungen hat die Öffentlichkeit möglicherweise an Chiara Leone. Bestreitet die Aargauerin doch erstmals als Olympiasiegerin die EM-Wettkämpfe im kroatischen Osijek. Doch die Weltnummer 1 in der Königsdisziplin bleibt gewohnt gelassen: «Ich weiss, dass ich auch mit dem Luftgewehr sehr stark sein kann. Allerdings sind alle immer ziemlich nahe beieinander. Es ist immer schwierig, vorne mitzumischen.»

Hohe Leistungsdichte
Das war auch im Vorjahr der Fall, als die Gewehrschützinnen im Einzel die 630.1-Marke knacken mussten, um den Final zu erreichen. Die Männer brauchten dafür mindestens 629.9 Punkte. So können bereits wenige Zehntel mehrere Ränge ausmachen. «
Die internationalen Resultate gehen nur noch aufwärts. Irgendwer ist immer gut drauf und schiesst top. Der Finaleinzug wird wieder um die 630 Punkte sein», schätzt Olympionike Christoph Dürr.
Ebenfalls ins EM-Team geschafft hat es dieses Jahr Muriel Züger. «Ich freue mich mega, wieder an einem Titelwettkampf dabei zu sein. Ich möchte den Plan, den ich mir die letzten Wochen und auch jetzt im Training zurechtgelegt habe, konsequent umsetzen, um nach dem Wettkampf sagen zu können, dass ich das alles nochmals genauso machen würde», sagt die Schwyzerin. Die 27-Jährige hätte in den letzten Monaten einen grossen Entwicklungssprung gemacht, erklärt Trainer Enrico Friedemann: «
Sie hat für sich neue Wege gesucht und damit beständige Leistungen erzielt. Beim letzten Shooting Masters hat sie auch immer wieder 630 Punkte geschafft. So gesehen hat sie schon den grössten Fortschritt gemacht.» Zuversichtlich ist auch der Urner Fabio Wyrsch: «In München (H&N Cup) lief es sehr gut. Die Resultate zeigen, dass ich eine coole Konstanz habe, wenn auch noch nicht Top 8 in Europa. Das Ziel ist umzusetzen, was ich zu Hause trainiert habe und was bei den guten Wettkämpfen funktioniert hat.»
Olympia Bronzemedaillengewinnerin und Favoritin Audrey Gogniat macht das EM-Gewehr-Team komplett. Wegen ihres Studiums in Mississippi reist die Jurassierin aus den USA nach Osijek.

«Wettkampf-Trauma»
Jason Solari geht für das Pistolen-Team auf Medaillen-Jagd. Für den 25-jährigen Tessiner gilt es nun, ein «Wettkampf-Trauma» zu überwinden: Im Einzelwettkampf schaffte er den Finaleinzug drei Jahre hintereinander; die letzten zwei davon belegte er den undankbaren 4. Platz. «Ich spüre schon eine gewisse Anspannung. Um auf das Podest zu kommen, sollte ich einfach nicht zu viel nachdenken und einfach das tun, was ich kann», so der Olympionike pragmatisch. «Nach seinen Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in Paris ist Jason sowohl sportlich als auch menschlich sehr gewachsen. Er trainiert hart und konsequent, um dieses und andere wichtige Ziele für die Saison 2025 zu erreichen», analysiert sein Trainer Mauro Biasca.
Der zweite im Bund ist Adrian Schaub. «Dieses Jahr gehe ich mit einem besseren Gefühl, da ich letztes Jahr erste Erfahrungen sammeln konnte und hoffe, dass ich davon profitieren kann. Mein Auftrag: Das Wissen, das ich habe abzurufen und nicht mehr zu erwarten, als ich kann. Dann kommt es gut», so der Baselbieter selbstbewusst. Cédric Grisoni vervollständigt das Pistolen-Team. Der 24-jährige Waadtländer hat sich einen soliden Wettkampf vorgenommen. «Es reicht noch nicht für ganz vorne. Top 20, Top 30. Ich habe die letzte Jahre Fortschritte gemacht. Ich wurde professioneller. Es macht auch Spass, dies zu sehen. Auch wenn ich noch nicht da bin, wo ich sein möchte.» «Cédric hat sehr grosse Fortschritte gemacht, die er nun umsetzen muss. Ich sehe bei ihm, dass er den Spitzensport versteht. Es hat bei ihm Klick gemacht», erklärt Pistolentrainerin Claudia Loher.

Neuer Solo-Wettkampf
Für die diesjährige EM hat die European Shooting Confederation (ESC) einen weiteren Wettkampf ins Programm aufgenommen. Das Rad neu erfunden habe die ESC allerdings nicht, sondern tiefer in die Mottenkiste gegriffen. «
Mitte der 1990er hat man das schon einmal versucht. Man versucht wieder – in Anlehnung an die European Champions League – nur auf Treffer oder nicht Treffer zu gehen. Ab 10.3 aufwärts gilt es als Treffer und alles, was darunter ist, ist kein Treffer. Also spielt es keine Rolle, ob man eine 9 oder eine 8 schiesst. Beides zählt als «kein Treffer». Genau wie beim Biathlon: Die Scheibe wird weiss oder bleibt schwarzWer die meisten Treffer hat, geht in die nächste Runde und so geht das weiter, bis es am Ende ein Finale gibt und dann ein Bronzemedaillenmatch und ein Goldmedaillenmatch», erklärt Gewehrtrainer Enrico Friedemann. Die Pistolenschützinnen und -schützen müssen mindesten 9.8 Punkte erreichen, um einen Treffer zu landen. Friedemann geht davon aus, dass die ESC damit mehr Zuschauer in die Halle locken möchte. «10.7, 10.2, 9.9…und am Ende ein Ergebnis von vielleicht 627.3. Das versteht niemand. Es ist einfacher, wenn man weiss, dass da 60 Schuss geschossen wurde, der da hat 58 mal getroffen. Dann kann man das ganz simpel einschätzen und sagen: oh, das ist schon ziemlich gut.»

Grosse Ziele
Im Gegensatz zum Kleinkaliber, zählt die Schweiz mit dem Luftgewehr international gesehen nicht zu den Top-Favoriten. «Ausser Audrey, die als Bronzemedaillengewinnerin Mitfavoritin ist. Es ist aber auch bei den Herren die eine oder andere Überraschung möglich», sagt Delegationsleiter Enrico Friedemann und betont: «Ich möchte zwei Medaillen gewinnen.»
Die EM findet vom 2. bis 13. März 2025 statt. Den Wettkampf-Auftakt machen am Montag die Juniorinnen und Junioren mit dem Gewehr Mixed Team und den Pistolen-Einzelwettkämpfen. (rge)

Impressionen aus dem Training

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