Schweizer Schiesssportverband

Ein Anlass mit Symbolkraft

Einmal mehr trafen sich Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz zum historischen Pistolen-Rütlischiessen. Noch nie jedoch war das Publikum dabei so international wie 2024. Mit Ständerat Werner Salzmann trat zudem ein sehr prominenter Festredner auf dem Rütli auf.

Das Pistolen-Rütlischiessen kennt viele Superlative: Es ist sicher eines der grössten und, wie OK-Präsident Urs Janett mit Fug und Recht behauptet, das «historischste aller Pistolenschiessen der Schweiz». Die 86. Ausgabe des historischen Pistolen-Rütlischiessens geht zudem als die bisher internationalste in die Geschichte ein. Denn neben den circa 900 Teilnehmenden aus rund 100 Sektionen waren auch wieder zahlreiche Schaulustige und Ehrengäste auf das Rütli gekommen, darunter mehrere Verteidigungsattachés aus insgesamt sieben Ländern. Unter anderem die USA, China, der Iran und Frankreich waren vertreten. Als Gastredner begrüssten die Organisatoren den Berner Ständerat Werner Salzmann. Auch weitere prominente Gäste wie der Urner Ständerat Joseph Dittli, der Urner Landratspräsident Kurt Gisler sowie Anders Stockholm, neuer Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, gaben sich die Ehre.

Einer übertraf alle
Wie immer war es der dritte Sonntag im Oktober, an dem das Wettschiessen um die begehrten Rütlibecher abgehalten wurde. Erneut war dabei das sportliche Niveau sehr hoch. Am Ende des Tages führte Emmenegger Gregory von den Sportschützen Schmitten-Flamatt die Rangliste an. Mit der Glanzpunktzahl von 67 sicherte er sich die Bundesgabe und den ersten Meisterbecher der Gastsektionen. Auf ihn folgten Taureg Albert von der Société de tir Versoix und Arnold Walter von der Schützengesellschaft der Stadt Luzern. Weil beide bereits im Besitz des Rütli-Meisterbechers sind, ging der zweite Meisterbecher der Gastsektionen an den viertplatzierten Jörg Claudius von der Schützengesellschaft Lenzburg.

Sahnetag für Pistolenschützen Altdorf-Erstfeld
Den Sektionenwettkampf unter den Gastsektionen entschieden die Pistolenschützen Schwarzenburg für sich. Einen guten Tag zog vor allem auch der organisierende Verein des historischen Pistolen-Rütlischiessens ein: Die Pistolenschützen Altdorf-Erstfeld gewannen nicht nur den Wettkampf der sechs Stammsektionen, sondern stellten mit Schuler Sonja auch die Gewinnerin des Meisterbechers der Stammsektionen.

Hohes Niveau auch gesellschaftlich
Neben sportlichem Ehrgeiz demonstrierte aber das historische Pistolen-Rütlischiessen auch etwas anderes deutlich: In der Schützentradition hat das Gesellige einen mindestens ebenso hohen Stellenwert wie das Sportliche. Es ist vor allem die einzigartige, brüderliche bzw. schwesterliche Stimmung, welche das historische Pistolenschiessen auf dem Rütli ausmacht. Sie ist wohl auch mit ein Grund, dass sich neben den Schützinnen und Schützen stets sehr viele zuschauende Gäste auf das Rütli begeben. Hier ein Fondue über dem offenen Feuer, da ein Rüeblitorte und Kaffee mit Schuss und überall werden Platten mit Fleisch, Käse und anderen Köstlichkeiten herumgereicht – und dies bei weitem nicht bloss an die Kameradinnen und Kameraden des eigenen Schützenvereins.

Wichtige Rolle in der Schweizer Sicherheitspolitik
«Eine bodenständige Persönlichkeit aus unserer Mitte» – so beschrieb der OK-Präsident und Urner Regierungsrat Urs Janett den diesjährigen Gastredner Werner Salzmann. Der Berner Ständerat ist nicht nur Präsident der sicherheitspolitischen Kommission, sondern auch Ehrenpräsident des Berner Schiesssportverbandes.
In seiner Rede sprach Werner Salzmann von den über 100 Konflikten weltweit, wovon zwei das Potenzial zum Flächenbrand haben. Einer davon ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Zahlreiche Länder, so der Gastredner, hätten vor diesem Hintergrund feststellen müssen, dass sie ihre Armeen vernachlässigt haben, auch die Schweiz. Ohne Polemik, aber schonungslos, zeigte Werner Salzmann auf, was zu tun ist, damit unsere Armee die Schweiz wieder schützen kann. Unter anderem müsse der Wehrwille in der Bevölkerung wiederhergestellt werden. «Die Förderung dieses Wehrwillens muss neben allem Sportlichen ein Hauptziel des Schützenwesens sein», so der Ständerat. Aus diesem Grund dankte er sowohl den Organisatoren als auch den Teilnehmenden des Pistolen-Rütlischiessens. Der Anlass Stelle ein wichtiges Zeichen gegenüber der Bevölkerung und der «noch verschlafenen Politik» dar, wie es Werner Salzmann formulierte.

Lebendige Quelle der Geschichte
Bei aller Symbolträchtigkeit darf auch die tatsächliche historische Dimension des Pistolen-Rütlischiessens nicht unterschätzt werden. Wie andere historische Schiessen auch, gehört es nämlich längst zu den lebendigen Kulturgütern der Schweiz, womit es beispielsweise in einer Reihe steht mit dem Jodelgesang, dem Schwingsport oder den Fasnachtsbräuchen. Lebendige Kulturgüter dienen nicht einfach dem konservativen Festhalten an Traditionen, sondern sie sind eine lebendige Überlieferungsform der Geschichte der Schweiz, ihrer Gesellschaft und Kultur.

Immenses Engagement im Hintergrund
Damit ein lebendiges Kulturerbe auch lebendig bleibt, braucht es Menschen, die bereit sind, es zu pflegen. Wie üblich durfte das OK des historischen Pistolen-Rütlischiessens auf die Unterstützung von rund 130 Helferinnen und Helfern zählen, die als Zeiger oder Zeigerinnen, beim Aufstellen und Aufräumen, für die Verpflegung und vieles mehr im Einsatz standen. Auch ein Detachement der Schweizer Armee wurde aufgeboten. Letztlich sind es sie alle, die dafür sorgen, dass das Pistolenschiessen auf dem Rütli seine sportliche, gesellschaftliche und historische Strahlkraft Jahr für Jahr entfalten kann. (Matthias Furger)

Impressionen

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