Fislisbachs Vereinspräsident Peter Feuz gab unumwunden zu: «Damit haben selbst wir nicht gerechnet.» Zu eindeutig war die Ausgangslage nach dem Halbfinal. Topverein Aarau und Titelverteidiger Leutwil hatten sich mit 1530 Punkten in die gemeinsame Favoritenrolle geschossen. Dahinter schienen Fislisbach (1518) und Beinwil/Freiamt (1512) gesetzt für den Kampf um Bronze. «Das war auch unsere Annahme; für uns wäre eine Bronzemedaille die Zugabe nach dem sechsten Platz in den vier Vorrunden gewesen», schilderte Feuz die Ausgangslage für die acht Fislisbacher Schützen.
Steigerung ohne Druck
In den 20 Finalschüssen verrieten aber Aarau wie Leutwil leichtes Nervenflattern. Beide Teams kamen nicht an ihr Halbfinaltotal heran. Anders Fislisbach: Oldie Heinz Bräm verbesserte sich mit 194 Punkten famos, und auch der seit drei Jahren für den Verein schiessende Matthias Wyder traf mit 193 Zählern noch präziser. Beat Alpiger, Peter Feuz und Peter Markesch lieferten je 191 Punkte, Philipp Baumann 190. Weil Hansueli Deppeler und Monika Meier mit je 188 Zählern nicht abfielen, kam im Final ein Total von 1526 Punkten zusammen. Leutwil und Aarau schossen unausgeglichener und verfehlten diese Marke um zwei respektive vier Ringe.
«Wir hatten keinen Druck und konnten im Final unsere Routine ausspielen», suchte Peter Feuz nach Erklärungen. «Finals schiessen, das können unsere Leute.» Selber schaute der Vereinspräsident nie auf die Anzeigetafel. «Am Ende rechnete ich mir aber eine Medaille aus und wurde dann wie meine Kollegen von Gold überrascht.»
«Silber gewonnen»
Die knapp geschlagene SG Leutwil zeigte sich gefasst. «Wir haben heute Silber gewonnen, nicht Gold verloren», erklärte Marco Lüscher. «Die Saison verlief mit Rang 5 nach den Vorrunden nicht optimal. Deshalb rechneten wir nicht mit der Titelverteidigung.» Die 1530 Punkte im Halbfinal gaben aber neue Zuversicht. «Wir haben uns auf den Finaltag akribisch vorbereitet, deshalb gelang uns eine Steigerung. Schade dass es am Ende nicht ganz gereicht hat; aber wir können damit leben.»
Auch bei den Aarauer Schützinnen und Schützen herrschte kein Katzenjammer. Der Verein hat in diesem Jahr die Schweizer Gruppenmeisterschaft und die Schweizer Sektionsmeisterschaft gewonnen, kann also mit Fug und Recht als bester Schweizer Schützenverein auf die 300-m-Distanz bezeichnet werden. «Für uns ist die Aargauer Mannschaftsmeisterschaft zum Saisonende doch etwas ein Kehrausanlass. Wir haben nicht absichtlich verloren, an der Einstellung fehlte es nicht», sagte Topschützin Bettina Bereuter zum Absacken auf den dritten Rang. Die SG Aarau nützt aber diese Meisterschaft jeweils, neue Kräfte an höhere Aufgaben heranzuführen.
Zwei enttäuschte Vereine
Enttäuschte Gesichter dominierten am Ende bei der FSG Beinwil/Freiamt. Weil einem Schützen ein Nullerschuss unterlief und er danach nicht mehr in den Rhythmus kam, verflüchtigte sich der greifbar nahe Medaillengewinn. Der zweite Freiämter Verein in der Meistergruppe, Fischbach-Göslikon, musste sich in der Abstiegsbarrage schon im Halbfinal aus der höchsten Liga verabschieden. Den frei gewordenen Platz sicherte sich Obersiggenthal. Die Ostaargauer bewahrten gegen die stark beginnenden Seoner Schützen im Barragefinal Ruhe und verdienten sich mit deutlichem Vorsprung den Aufstieg. Die SG Oberentfelden behauptete sich mit zwei starken Auftritten souverän in der Meistergruppe.
Als beste Einzelschützen taten sich am Finaltag im neblig grauen Oeschgen Bettina Bereuter (SG Aarau), Peter Feuz (SG Fislisbach) und Max Wälty (SG Oberentfelden) hervor, die in je einem Durchgang 198 Punkte aus 20 Schüssen erzielten. (Wolfgang Rytz)
Rangliste unter www.agsv.ch