Target Sprint ist für den Laien banal erklärt, Biathlon in Turnschuhen ohne Ski und Schnee bei warm und nicht kalt draussen. Gelaufen werden dreimal 400 Meter und geschossen zweimal aus 10 Meter auf fünf Kippscheiben. Die Schweiz gehört, wie so oft in neuen Sportarten, zu den Leadern. Topnationen sind Deutschland und Italien.
Am ISSF Weltcup in Hombrechtikon sorgten die beiden Junioren Nils Reusser und Patrick Gal für den Höhepunkt aus einheimischer Sicht. Die beiden erreichten den Final der besten Acht. Nur knapp neben dem Podest landete der 17-jährige Automatiker-Lehrling Gal. «Ich hatte beim zweiten Schiessen Probleme beim Laden einer Patrone», hielt Gal fest. Als Dritter in den Stand gelaufen verliess er diesen als Vierter und verteidigte diese Platzierung bis ins Ziel. Des kleinen Malheurs zum Trotz war der Stürmer von Unihockeyclub Cevi Gossau - notabene eine Macht im nationalen Kleinfeld-Unihockey - zufrieden mit seiner Leistung. «Ich konnte mich gut konzentrieren und war im ganzen Wettkampf bei mir und nicht bei den anderen.» Ganz wichtig im Target Sprint, weil man ja im Schiessstand hört, wenn die Gegner links und rechts treffen und sich auf der Laufstrecke nicht verleiten lassen darf, zu überpacen, um den Puls im kontrollierbaren Bereich zu halten.
Der vierte Platz in Hombrechtikon war Patricks bisher beste Platzierung bei seinem insgesamt dritten Weltcup. Der Sprung aufs Podest ist nur noch eine Frage der Zeit. Noch vor einem Jahr war der Zürcher als Begleitung seines Cousins aus Ungarn, Laszlo Kunos, am Target Sprint Weltcup Hombrechtikon dabei und half beim Aufstellen. «Es hat mir gefallen und so habe ich bei einem Testwettkampf mitgemacht. Getroffen habe ich damals zwar gar nichts.». Aber: Nationalcoach Peter Gilglen hat ihn als guten Läufer entdeckt und ermuntert «einzusteigen».
Rang 7 am rechten Zürichsee-Ufer erreichte der Jüngste im gesamten Teilnehmerfeld, der erst 14-jährige Nils Reusser aus Glattfelden. Auch er kommt von Unihockey. «Wegen Verletzungen musste ich aufhören», sagt er. Nun ist er bereits Mitglied des Target Sprint Kaders und auf dem Weg an die internationale Spitze. Auch er wäre für die WM, vom 18. bis 21. Juli im deutschen Dingolfing nominiert gewesen, genauso wie die im Elitefeld der Frauen ebenfalls auf Rang vier laufende und schiessende Ramona Elsener.
Eine WM, die leider nicht stattfindet. Der Deutsche Schützenbund und Internationale Verband ISSF haben kurzfristige entscheiden, die WM abzusagen, weil sich zu wenig Teilnehmer angemeldet haben. «Wir haben uns seit Wochen sehr intensiv auf die diese WM vorbereitet und dann wird die einfach aus reglementarischen Gründen gecancelled», ist Nationaltrainer Peter Gilgen, verständlicherweise, not amused. Man könne auch alles übertreiben. Immerhin wären 60 Athleten aus neun Nationen gemeldet gewesen und «man hätte die WM ja auch auf einen Weltcup downgraden können», meint Gilgen. WM-OK-Chef Rainer Mücke, der in Hombrechtikon war und zu den Athletinnen und Athleten sprach, weiss noch nicht, ob aus der kurzfristigen Absage ein finanzieller Schaden entsteht. Ansonsten könnte er die Verantwortlichen gleich zu sich, an seinen Arbeitsplatz, einladen - er ist Justizbeamter im Gefängnis. «Nein », lacht er. «Aber es ist sehr schade. Wir waren parat. » Allein sei er dem DSB und der ISSF nicht böse. «Wenn die Regeln halt so sind.»
Trotzdem: Wie hat schon der berühmteste Redner des alten Roms - Cicero - gesagt: «Das öffentliche Wohl sollte das oberste Gesetz sein.» In Fall dieser abgesagten WM hätte man sagen können: «Das Wohl des Sportlers und der Sportlerin und des Sports sollte das oberste Gesetz sein.» Der Popularität der Sportart hätte die WM gutgetan. (Michael Schenk)