Gut möglich, dass die Damen und Herren Perroud, Beer, Steinegger, Saillen und Romancuk die Schweiz irgendwann z.B. an einer Luftgewehr-EM vertreten werden. Sie sind die Sieger am Jugendfinal Gewehr 10m in Luzern. Da Schiessen viel mehr mit Kondition, Koordination und Körperbeherrschung zu tun hat, als viele annehmen, und das Ganze für Kids ja auch Spass machen soll, sind die Gewehr- und Pistolen-Jugendtage polysportiv aufgebaut. Je jünger, desto mehr zählen die Resultate aus den fünf Disziplinen Treppensteigen, Sprung aus dem Stand, Zielwurf, Laufen auf mobilen Kissen und Prellball fürs Endergebnis. Allein bei den Ältesten fallen die polysportiven Disziplinen weg - dafür gibts nach der Qualifikation einen Final. Auffallend: die Besten am Gewehr gehören auch in den polysportiven Disziplinen zu den Besten.
Sie kam, sah und siegt
Da ist zum Beispiel die 14-jährigen Livia Steinegger (Siegerin in der Kategorie U13-B/U15-Bm stehend mit beweglicher Auflage). Die Schwyzerin aus dem Bezirk March scheint am Abzug ein Naturtalent zu sein. «Ich habe erst im Herbst mit Schiessen angefangen», erzählt sie. Ihre Hauptsportart ist Volleyball. «Ich spiele bei den Juniorinnen des VBC Pfäffikon.» Und wie kam sie drauf, es als Schützin zu versuchen. «Wir hatten einen Familienanlass und danach wollte ich es probieren.» Kommt hinzu, dass ihr Bruder auch Schütze ist. Nun, das kann ja gut kommen. Regionalfinal gewonnen und jetzt, ein halbes Jahr nach dem ersten Schuss, auch national zuoberst auf dem Podest. Der polysportive Block findet Livia notabene sehr gut «Ich mache eh viel Sport, darum kommt mir das gelegen.» Mit 175 Punkten erreichte sie freilich auch da das zweitbeste Schiessresultat der 17 Konkurrentinnen.
Eine Klasse für sich im Stand waren Roman Perroud und Jonas von Burg bei den Jüngsten (U10, sitzend/stehend mit fester Auflage). 195 (Perroud) und 197 Punkte (Von Burg) erzielten sie. Da der Romand auch der beste Polyportler war, ging der Sieg letztlich deutlich an ihn. In der Kategorie U13-A, stehend mit freier Auflage bewegte sich Liana Beer im Schiessstand allein auf weiter Flur. Mit 196 Zähler nahm sie der Konkurrenz 6 und mehr Punkte ab. Auch die 12-Jährige aus der Surselva war polysportiv top.
So viel Zeit muss sein
Während bei den U15-Junioren die Westschweizerin Mélyne Saillen ihre Dominanz aus dem Vorkampf aus der Qualifikation auch im Final bestätigte, entwickelte sich bei der U17 ein fesselnder Krimi. Am Ende behielt die Solothurnerin Luena Romancuk im Final der Top 8 das beste Ende für sich. Und zwar mit 238,6 gegenüber 238,3 Punkten von Lina Kunz (SG Wetzikon). Die 14-jährige Winistörferin belegte nach der Qualifikation «nur» Platz 6. Im Final jedoch überholte sie Konkurrentin um Konkurrentin und durfte so am Ende verdient die Goldmedaille in Empfang nehmen. Eine Goldmedaille, für die sie sich notabene fürstlich Zeit nahm, sich diese millimetergenau um den Hals zu legen. Da war am Ende voll symmetrisch, kein Falz und kein Rumpf im Bändeli und das Edelmetall hing top im Lot. Aber hallo, schliesslich sind wir hier bei den Schützen und nicht bei den Pfahlbauern! Wer ein Foto will, kann gefälligst warten. Die Junioren-Schweizermeisterin mit der Gruppe von Winistorf sagte zu ihrem Wettkampf: «Zu Beginn des Wettkampfes war ich etwas nervös, konnte mich dann aber gut beruhigen, den Fokus kurz und total auf dem jeweils nächsten Schuss halten.» (Michael Schenk)