Schweizer Schiesssportverband

Eidgenössische Schiesskonferenz in Delsberg

Präsident Luca Filippini überbrachte die Grussbotschaft des SSV.

Präsident Luca Filippini überbrachte die Grussbotschaft des SSV.

Die Eidgenössische Schiesskonferenz fand heuer in Delsberg JU statt. Themen waren unter anderem die bevorstehende Implementierung der neuen Mitgliederdatenbank, welche das VBS und den SSV vor enorme Herausforderungen stellt – aber auch die Bedeutung der Schützen für die Verteidigungsfähigkeit der Armee, gerade angesichts der angespannten Weltlage.

Korpskommandant Hans-Peter Walser, welcher die Grussbotschaft der Armee überbrachte, begann diese mit einem Zitat aus Gottfried Kellers «Das Fähnlein der sieben Aufrechten»: «Keine Regierung und keine Bataillone vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustür zu treten und nachzusehen, was es gibt!». Heute habe die Waffe zu Hause nicht mehr die gleiche Bedeutung wie vor 175 Jahren, aber das Milizsystem bestehe in den Grundzügen bis heute und gehöre zur DNA der Schweiz. «Auch die Schützinnen und Schützen sind geblieben, welche für Beständigkeit und Tradition stehen. Für Werte also, die in der Gesellschaft mit raschem Wandel, Individualität und Flexibilität einen wichtigen Ausgleich schaffen.»
Des Weiteren kam der Korpskommandant auf die anhaltende Ukraine-Krise zu sprechen. Bereits die Annexion der Krim im Jahre 2014 habe aufgezeigt, dass der anhaltende Friede nicht sichergestellt sei. Die aktuelle Lage mache die Wichtigkeit der Verteidigungsfähigkeit der Schweizer Armee offensichtlich. Der Bundesrat und das Parlament hätten reagiert und das Armeebudget wird ab 2023 bis 2030 schrittweise von heute rund 0.7 auf mindestens 1% des BIP erhöht.
Hans-Peter Walser bedankte sich auch beim Schweizer Schiesssportverband, der 2024 sein 200-Jahr-Jubiläum feiert und betonte bei dieser Gelegenheit die mittlerweile jahrhundertlange Zusammenarbeit zwischen dem SSV und der Schweizer Armee und deren Bedeutung für das ausserdienstliche Schiesswesen.

Enormer Aufwand für die neue Mitgliederdatenbank
Katrin Stucki, Chefin SAT und ihres Zeichens Organisatorin der Eidg. Schiesskonferenz, kam auf das Grossprojekte «SAT-Admin» zu sprechen, also die Erneuerung der über 20 Jahre alten Vereins- und Verbandsadministration, kurz VVA, welches vom VBS und SSV gemeinsam umgesetzt wird. Die neue Mitgliederdatenbank soll per 1. August 2023 in Betrieb genommen werden. Der Aufwand ist für beide Parteien enorm, davon zeugen laut Stucki allein die 1.3 Millionen programmierten Code-Zeilen und einem über die letzten beiden Jahre verteilten Arbeitsaufwand von etwa 4000 Stunden nur auf Seiten der SAT. Die Vereine sind aufgefordert, bis Ende Mai 2023 eine Bereinigung der Daten vorzunehmen, damit diese fehlerfrei ins neue System migriert werden können.

Obwohl wie bekannt der SSV in der Vergangenheit Einwand erhob, bestätigte Stucki erneut, dass das VBS in Zukunft auf die Anerkennung von Schiesssektionen im Ausland verzichten wird. Diese müssen sich inskünftig die Ordonnanzmunition direkt beim Hersteller beschaffen. Der SSV anerkenne und unterstützte die Vereine jedoch auf vereinsrechtlicher Ebene weiterhin.
Ebenso bekannt ist, dass ab 2023 der Sportbeitrag zugunsten des SSV nicht mehr durch das VBS einkassiert, sondern durch den SSV den Vereinen in Rechnung gestellt wird. Die Munitionspreise ab 2023 betragen also wie folgt: GP90, GP11 und Pist Pat 14 werden den Schützenvereinen zu 30 Rappen verkauft. 7.65mm para FMJ kostet wie bis anhin 35 Rappen. Die fünf Rappen Sportbeitrag pro Schuss wird der SSV wie erwähnt in Zukunft  den Vereinen selbst in Rechnung stellen.

Patrick Arzrouni, Eidgenössischer Schiessanlageexperte (ESAE), informierte, dass der Unterhalt an Kugelfangsystemen allgemein ungenügend vorgenommen werde. Diese verhindern, dass Blei in die Umwelt gelangt. Die Wartung und die Entsorgung des Abfalls entsprächen oft nicht den Vorschriften. Hier werde in der Zukunft vermehrt Schwerpunkt auf entsprechende Kontrollen und Schulung gelegt.

GP11: «Gute Lösung finden»
SSV-Präsident Luca Filippini überbrachte den Anwesenden die Grüsse des Schweizerischen Schiesssportverbands. Er schätze persönlich die Teilnahme an der ESK, um die Beziehungen innerhalb des Schiesswesens zu pflegen. Filippini unterstrich die Wichtigkeit der Arbeit der ESO, besonders im Bereich der Sicherheit, für das Schiesswesen in der Schweiz, aber auch für die Vereine und Verbände.
Dann kam Filippini auf die lange und enge Zusammenarbeit des SSV und der Armee betr. Schiesswesen ausser Dienst zu sprechen, konkret der Organisation der OP, des Feldschiessens und des Jungschützenwesens. «Wir Schützen arbeiten mit der Armee eng zusammen, damals, heute – und wie ich hoffe, auch morgen.»
Auch Filippini erwähnte in seinem Beitrag die Einführung der neuen Mitgliederdatenbank resp. die enorme Herausforderung, welche diese für den SSV vor allem in personeller Hinsicht bedeutete.

Last but not least kam der SSV-Präsident auf einen Punkt zu sprechen, der in Schützenkreisen nach wie vor für Aufsehen sorgt: Die Eidg. Finanzkontrolle (EFK) empfiehlt bekanntlich die Reduktion der Förderbeiträge der Gewehrpatrone 11. Konkret bedeutet dies eine Anhebung des Munitionspreises der GP11. Der SSV hat daraufhin eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Schützen aus allen Landesregionen gebildet und Vorschläge zu Handen des VBS ausgearbeitet. «Dies ist für uns eine grosse Aufgabe. Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen aber wir müssen alle gemeinsam dafür sorgen, dass wir eine gute Lösung finden. Ich mache mir keine Illusionen – es darf jedoch letztlich in der Konsequenz keine Abstriche im ausserordentlichen Schiessen geben», betonte Filippini. Sobald der endgültige Entscheid gefallen sei, «werden wir die Schützen offen und transparent informieren, das ist mir persönlich sehr wichtig.»

Die nächste Eidg. Schiesskonferenz 2024 findet vom 16. bis 18 Januar 2024 in Abtwil, St. Gallen statt.

 

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