Das Pistolen-Rütlischiessen ging bei allerbesten äusseren Bedingungen über die heilige, helvetische Wiese. Sogar ein bisschen gar viel Sonne für perfekte Sichtbedingungen. Fürs Gesellige danach freilich war die Spätsommer-Ambiance natürlich top.
Mit 66 Punkten von 75 möglichen ging der Sieg an Peter Kammermann von der Schützengesellschaft der Stadt Luzern. Vor just fünf Jahren hatte der Büchsenmacher aus Menznau schon einmal auf den Rütli triumphiert. «Es war immer mein Ziel, einmal auf dem Rütli zu gewinnen - und zwar möglichst mit dem alleinigen Höchstresultat», so der ehemalige Präsident des Pistolenklubs Zentroniker Wolhusen. Das ist ihm vor fünf Jahren mit 68 Punkten gelungen. Auch heuer war keiner besser als seine 66 Punkte. «Insgeheim hofft man natürlich darauf, den Sieg einmal zu bestätigen, aber rechnen kann man damit auf keinen Fall», sagt der nunmehr zweifachen Rütlisieger. Zu unterschiedlich sind die Bedingungen. Umso schöner, dass es dem 52-Jährigen doch geglückt ist.
Bei den Gastsektionen behielten die Polizeischützen Zürich einmal mehr die Oberhand. Mit einem famosen Durchschnitt (8 Schützen) von 61,5 Punkten setzten sich die Gendarmen aus der Zwinglistadt vor Genf Arquebuse 2 (56,25) und den Thuner Stadtschützen (56,125) unangefochten durch. Es war schon fast eine Machtdemonstration, dieser vierte Sieg in Folge für die Zürcher Polizei. Wird langsam langweilig, oder? «Wenn schon für die anderen», lacht Teamchef James Kramer. Der Boss selektioniert sein Team jährlich aus einem Pool der Besten. Diesmal waren Daniel Dennler (39 Jahre/65 Punkte), Paul Geissmann (61/61), Alfred Hostetter (65/61), Sarah Hostetter (31/62), Tom Huber (45/60), Tom Aeschlimann (38/63), Herbert Lehmann (51/64) und Micha Sager (34/56) am Start. Nahezu das gleiche Team, das schon 2021 auf dem Rütli gewonnen hatte. Mit dem Ergebnis ist der gestrenge Boss zufrieden: «Damit können wir leben», so Kramer. Sollte man auch meinen, immerhin hat es ein höheres Sektionsresultat noch gar nie gegeben. Und was bleibt jetzt für das nächste Jahr? «Jetzt peilen wir im die 500 Punkte an», so Kramer. 8 x 61,5 ergibt nach Adam Riese 492 Punkte. Die 8 Punkte nach oben sollte man den Zürchern auf jeden Fall noch zutrauen. Allein, dann wird’s für die Übrigen noch schwieriger in die Phalanx einzudringen.
Bei den Stammsektionen setzte sich Altdorf-Erstfeld mit 50,36 Durchschnittspunkten klar durch. Gefolgt von der SG Zofingen mit 47,56 und den Pistolenschützen Stans mit 47,20 Punkten.
Beinahe hätte das diesjährige Rütlischiessen nicht mehr stattgefunden, hielt OK-Präsident Urs Janett fest. Im Bereich des Kugelfangs waren die Grenzwerte für den Bleigehalt an mehreren Stellen zuletzt überschritten. Ohne Altlastsanierung und Beschaffung eines neuen Kugelfangsystems wäre das Rütlischiessen heute Geschichte. «Rund 250 000 Franken hat das gekostet und war nur dank Sponsoren, Spendern und Gönner möglich», so der Landammann des Kantons Uri, Urs Janett. Wunderbar! Damit steht dem 85. Rütlischiessen 2023 nichts mehr im Weg. (Michael Schenk)