Eine schon beinahe vorweihnachtliche Stimmung herrschte beim Apéro in der «Felsenbar» von Brünig Indoor, der im Felsmassiv unter dem Brünigpass gelegenen unterirdischen Schiessanlage, welche 2022 ihr 20-jähriges Jubiläum feiern kann. Beim anschliessenden Nachtessen würdigten verschiedene Festredner die so ungewöhnliche Geschichte der Brünig Indoor AG, die – geboren aus einer eigentlichen Notlage heraus – zu einer eigentlichen Erfolgsstory geworden ist.
Ende der 80-er Jahre waren die Schiessanlagen stark gefordert: Damals verlangten Bund und Kantone in den Umwelt- und Lärmschutzgesetzen umfangreiche Sanierungsmassnahmen, was zu Vereinsfusionen, aber auch zu Vereinsauflösungen führte. So entstand die Idee einer unterirdischen Schiessanlage im Felsmassiv des Brünigpasses in Lungern. Am 29. November 2002 wurde die 300m-Anlage eröffnet und ab da an stetig erweitert. Heute trainieren dort jährlich rund 30 000 Schützinnen und Schützen.
Die grösste ihrer Art Europas
VR-Präsident Franz Stämpfli erwähnte in seiner Rede, in der er die Geschichte von Brünig Indoor Revue passieren liess sichtbar stolz, dass die Schiessanlage die «wohl schönste und grösste ihrer Art Europas ist» – warf aber auch einen Blick zurück auf die «extrem schwierigen» vergangen zwei Corona-Jahre, welche wie auch anderen Schweizer Firmen Brünig Indoor schwer zu schaffen machte. Bei dieser Gelegenheit betonte Stämpfli auch die damalige wichtige Unterstützung durch den SSV. Mittlerweile ziehen die vier Standbeine, auf denen Brünig Indoor beruht – «Sport, «Jagd», «Events» und «Sicherheit» – langsam aber sicher wieder an.
Auch der langjährige Verwaltungsrat Thomas Gasser, der von Anfang an dabei war, blickte in einer Rede auf die «wilde» Gründungszeit von Brünig Indoor zurück. Gasser erinnerte unter anderem an einen schweren Unfall eines Mineurs, der weitreichende gesundheitliche Folgen hatte. «Auch das gehört zu unserer Geschichte und soll an solche einem Anlass erwähnt werden», sagte Gasser in einer emotionalen Rede, die mit viel Applaus bedacht wurde.
Trainingsort von Olympioniken
Verwaltungsrats-Mitglied Marcel Ochsner akzentuierte in seinem kurzen Vortrag die Bedeutung von Brünig-Indoor für den Spitzensport. Hier haben Weltmeister Marcel Bürge und Olympia-Teilnehmer Michel Ansermet an ihren Schiessfertigkeiten gearbeitet. Beide waren denn auch persönlich an der Jubiläumsfeier dabei.
Aber auch Heidi Diethelm Gerber und Olympiasiegerin Nina Christen haben regelmässig in der unterirdischen, witterungsunabhängigen Schiessanlage unter dem Brünigpass trainiert. «Ich bin überzeugt, dass das Kompetenzzentrum Brünig Indoor auch in Zukunft die Basis für weitere Erfolge unserer Spitzenathletinnen und -athleten sein wird», hielt Ochsner fest.
SSV-Vorstandsmitglied Renato Steffen beleuchtete in seiner Rede die Widerstände, die es zu überwinden galt, als vor über 20 Jahren die ersten Visionäre aus dem Schiesssport-Bereich Pläne für eine unterirdische, grosse Schiessanlage formulierten. Viele Schützen hatten hierzu eine ablehnende Haltung – auch die Delegierten des Schweizer Schiesssportverbands, welche einen entsprechenden ersten Antrag einer finanziellen Beteiligung des SSV an der Brünig Indoor AG zuerst ablehnten. «Wir haben jedoch nicht aufgegeben, die Zentralschweizer und der Zürcher Kantonalverband haben gebohrt und gebohrt», erinnert sich Steffen. 2007 waren es dann soweit: Die Delegiertenversammlung des SSV beschloss, Brünig Indoor als nationales Leistungszentrum anzuerkennen und zeichnete Aktien in der Höhe von 1 Million Franken.
Das «Schützenhäuslein» auch mental verlassen
In einer kämpferischen Rede betonte Steffen, dass es auch heute Visionäre brauche, wenn der Schiesssport eine Zukunft haben soll. «Das Vereinssterben und der Mitgliederschwund sind riesige Herausforderungen für den Schiesssport», hielt Steffen fest. Die Schützen benötigen einen «Spirit», wie ihn einzelne Visionäre vor über 20 Jahren hatten, als es darum ging, neue Wege einzuschlagen. Damals ging es darum, dass viele Schützen ihr «Schützenhäuslein» auch mental verlassen mussten, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Dies sei angesichts der vielen Herausforderungen in einer sich stetig ändernden Umwelt auch heute dringend angezeigt, schloss Steffen seinen Vortrag.