Nachdem das historische Rütlischiessen 2020 von Corona gebodigt wurde, begaben sich heuer rund 830 Schützinnen und Schützen aus 79 Gast-, sechs ständigen Gast- und sechs Stammsektionen in die ein starkes Gefälle aufweisende Feuerlinie. Etwas weniger als gewohnt. «Einige Sektionen haben aufgrund der Zertifikations-Pflicht sehr kurzfristig absagt», sagt OK-Chef Urs Janett. Nicht unbedingt zur Freude der 50 bis 60 Sektionen denen man heuer absagen musste. Janett seinerseits erzielte 30 von maximal 75 Punkten. Der Rütli Rekord steht bei 71. «Das war nicht wirklich grossartig», lacht der Urner Regierungsrat. Zufriedener war er mit dem Verlauf des Wettkampfs. «Für uns ist es ein Zeichen der Freiheit dieses Schiessen durchzuführen und die Fahne nicht vor Corona einzurollen.»
Der Kampf um den Tagessieg wurde eine dramatische Angelegenheit. Andreas Holdener (UOV Schwyz) und Christian Klauenbösch (SG Zofingen) totalisierten finalement beide 66 Punkte mit den notabene exakt gleichen Tiefschüssen. Damit ging die Bundesgabe, eine Pistole gespendet vom VBS, aufgrund des Alters an den gegenüber Klauenbösch um zwei Jahre älteren Holdener. «Es hat wirklich restlos alles gepasst», freute sich der Sieger. Licht, Pistole und Stand. Geschossen hat der Innerschweizer, dessen Bestleistung auf dem Rütli bislang «irgendwo Mitte der 50 Punkte» lag, vom Stand 39 aus. Also quasi aus dem tiefsten Tal der Feuerlinie aufwärts Richtung Zielscheibe. Und das einhändig mit einer Parabellum. «Ich freue mich natürlich sehr», so Holdener, dessen Vater ebenfalls schon auf der heiligen helvetischen Wiese triumphierte. Von ungefähr kommt der Erfolg des Schwyzer Messerschmiedes also wahrlich nicht. «Ich schiesse seit ich über die Tischkante sehen kann.» Das freilich ausschliesslich mit Pistolen aller Art. So ist der Präsident der PSUOV Schwyz und diesjährige Rütli-Gesamtsieger auch Doppel-Europameister im Vorderladerschiessen und Bronzemedaillengewinner an der WM.
Christian Klauenbösch, der mehrfache Schweizermeister mit der Schnellfeuerpistole und aktuelle Schützenkönig (25 m) nimmt die «Niederlage» gelassen. «So sind halt die Regeln.» Auch für ihn, der von Stand 11 – also dort wie die Abschussstelle nicht abschüssig sondern eben ist - zweihändig schoss, sind die 66 Punkte das Bestresultat. «Ich bin sehr zufrieden.» Der Zofinger war heuer in Doppelfunktion auf im Einsatz. Ab 2022 wird der selbstständige Software-Entwickler Chef des Rechnungsbüro und löst in dieser Funktion Christian Simmen ab. «Dieses Jahr haben wir quasi ein Praktikum gemacht um zu sehen, was es dann nächstes Jahr alles zu tun gibt», so der Topschütze von der SG Zofingen.
Bei den Sektionen war die Zürcher Stadtpolizei eine Klasse für sich. Die acht Gäste der Zürcher Ordnungshüter bewiesen, dass man sich als Ganove besser nicht mit ihnen anlegt. Mit 59.5 Punkten im Durchschnitt verwiesen die Landjäger aus der Limmatstadt die UOV Schwyz (54.5) und die Pistolengesellschaft Liestal (54.25) deutlich auf die Ehrenplätze. Bei den Stammsektionen ging der Sieg mit 47.719 an die Pistolenschützen Stans vor dem Pistolenclub Engelberg (46.928) und Altdorf-Erstfeld (46.75). (Michael Schenk)