Für viele der rund 1600 Aktiven war am Eröffnungsschiessen des Eidgenössischen nicht der Sieg erstrangig, sondern der Fakt endlich wieder einmal mit den Kameraden an einen Grossanlass teilzunehmen. «Überall wo ich hinkomme, erfahre ich sehr viel Dankbarkeit», sagt der Geschäftsführer des ESF 2020, Philipp Bühler. Der Berufsmilitär und Oberst im Gst ist zurecht stolz darauf, dass er und seine OK-Crew dem tückschen Feind Corona getrotzt und das Fest wider dem pandemischem Konflikt auf die Beine gestellt haben. Auch wenn Fest und Party heuer seriell und nicht parallel stattfinden. Das da dem einen etwas der Stauraum fürs Gepäck fehlte oder beim anderen nicht auf Anhieb alles dem Standblatt klappte fiel weniger ins Gewicht als die Freude am zurückgewonnenen Schützenleben.
Gute Laune und Vollgas-Fachsimpeln darum wohin man sah - trotz des Regens. Für die meisten die kamen wird das Eröffnungsschiessen der einzige zentral durchgeführte Stich am ESF 2020 bleiben. Der Rest findet für die, die nicht am Akademikerwettkampf, dem Ständematch oder dem Königsausstich mitmachen im heimischen Stand statt. Allein, viele Vereine gebären aus der Not offenbar gerade ihr kleines regionales Eidgenössisches. Die Feldschützen Bellmund etwa, die mit sieben Leuten in Emmen antraten, treffen sich am 19. Juni mit ihren Nachbaren aus Ipsach, Sutz-Lattrigen und Mörigen zu ihrem «Eidgenössischen». «Die Frauen kochen, das gibt eine gute Sache», freut sich Hansjürg Gnägi, der heuer zum 13. Mal an einem Eröffnungsschiessen dabei war. Auch glücklich darüber, dass man den Event durchgezogen und nicht wie so viele andere abgeblasen hat, sind auch die sieben Schützen der SG Gächliwil-Gossliwil. «Das war tipptop so», tönt es aus deren Reihen. Die Solothurner freuten sich nach einjähriger Wartezeit am gemeinsamen Tripp zum ESF. Die Bucheggberger werden ebenfalls ihr kleines, persönliches Eidgenössisches austragen. «Wir teilen uns den Stand eh mit zwei anderen Gesellschaften.»
Vorstand und Geschäftsleitung des Schweizer Schiesssportverband liessen es sich nicht nehmen, am Eröffnungsschiessen in Emmen vor Ort zu sein. Auch die Verbandsführung ist froh, dass man am Ende doch noch eine Lösung gefunden hat. «Es ist immer etwas Besonderes», sagt Walter Harisberger. Hätte man das Fest zudem abblasen müssen, hätte das ein 7-stelliges, finanzielles Loch gezeitigt. Kränze, Merchandising Artikel usw. waren indes schon vor Corona geordert. Für dieses Defizit hätte am Ende auch der SSV solidarisch hinstehen müssen. «So aber schreiben wir eine schwarze Null», sagt Harisberger.
«Stand heute hätten wir das Fest wie geplant auf den elf Schiessplätzen in der Region austragen können», sagt Renato Steffen, Mitglied des SSV-Vorstandes sowie des OKs ESF 2020 (Finanzen und Marketing). Aber: «Wir haben eine Lösung gefunden, die nicht alle aber viele Schützen glücklich macht.» Seiner Leistung im Stand auf jeden Fall taten die nervenaufreibenden Vorbereitungen offenbar keinen Abbruch. Mit 272 von 300 möglichen erzielte Steffen ein Glanzresultat. (Michael Schenk)