Schon bald nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde klar: Das Eidgenössische Feldschiessen in seiner traditionellen Form würde 2020 nicht durchgeführt werden können. Normalerweise wird das „grösste Schützenfest der Welt“ nämlich schweizweit (mit wenigen Ausnahmen) an einem Wochenende durchgeführt. Heuer hätte dies vom 5. bis 7. Juni der Fall sein sollen. Den traditionsreichen Anlass einfach ausfallen zu lassen, kam für die Verantwortlichen des Schweizer Schiesssportverbands (SSV) jedoch nicht in Frage. So ermöglichte der Verband sämtlichen Vereinen, unter Einhaltung eines strengen Schutzkonzepts das Feldschiessen bis Ende September quasi als «Vereinsanlässe» durchzuführen.
Erfreuliche Teilnehmerzahl im Kanton Luzern
«Der Entscheid, die Durchführung des Feldschiessens in diesem besonderen Jahr flexibel zu gestalten, war absolut richtig», sagt Arthur Riedweg, Chef Feldschiessen beim Luzerner Kantonalschützenverein (LKSV). Zwar musste auch im Kanton Luzern ein erheblicher Teilnehmerrückgang hingenommen werden. 4951 Personen (davon 3523 mit dem Gewehr) absolvierten heuer das Feldschiessen. Das sind fast 3500 weniger als im Vorjahr. Dennoch ist Riedweg damit sehr zufrieden. «Es war enorm schwierig einzuschätzen, wie viele Teilnehmer die Vereine würden mobilisieren können. Dass es am Ende fast 5000 geworden ist, ist ein toller Erfolg.» Er dankte in diesem Zusammenhang allen Funktionären und Helfern in den Vereinen und besonders den verschiedenen Amtsfeldchefs im Kanton. «Der Aufwand in diesem Jahr war für die Vereine um ein vielfaches grösser, als in einem gewöhnlichen Jahr. Aber es hat sich auch gezeigt: Wer bereit war, diesen Sonderaufwand zu betreiben, wurde belohnt», so Riedweg.
Udligenswil und Reiden mobilisierten am besten
Die meisten Schützinnen und Schützen zur Teilnahme am Feldschiessen motivieren konnte wie im Vorjahr der Pistolenschützenbund Reiden. Nach dem Topwert von 323 Teilnehmern im Vorjahr absolvierten heuer 231 Personen das Feldschiessen für die Reider. Die zweithöchste Teilnehmerzahl verzeichnete der Pistolenclub Hitzkirchertal mit 208. Bei den Gewehrschützen mobilisierten die Allmend-Schützen Udligenswil mit 138 Teilnehmern am besten. Auf Rang 2 folgt die SSG Schüpfheim (107) und auf Rang 3 die SG Escholzmatt mit 105 Schützinnen und Schützen.
Kranzquoten deutlich höher als im Vorjahr
Beim Feldschiessen 2020 haben vor allem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefehlt, die nicht in einem Verein dabei sind. «Diese Gruppe ohne einen fixen Termin zu mobilisieren, ist um ein Vielfaches schwieriger», weiss Riedweg. Auch die von Armee und SSV aufgrund der besonderen Umstände aufgehobene Schiesspflicht im Jahr 2020 habe sich negativ auf die Teilnehmerzahl ausgetwirkt. Die Aktivschützinnen und –schützen dagegen absolvierten das Feldschiessen selbstverständlich auch im Corona-Jahr. Diese Tatsache wirkte sich direkt auf die Kranzquoten aus. Diese betrug bei den Gewehrschützen über die 300-Meter-Distanz heuer 68.38 Prozent und lag somit deutlich höher als im Vorjahr (54.99%). Bei den Pistolenschützen erzielten 49.09 Prozent (25 Meter) resp. 45.54 Prozent (50 Meter) der Teilnehmer den Kranz. Im Vorjahr waren es «nur» 40.61 Prozent (25 Meter) und 40.20 Prozent (50 Meter) gewesen.
Ein Quartett mit dem Maximalresultat
Nicht nur die Kranzquoten sondern auch die Anzahl Maximalresultate stieg gegenüber dem Vorjahr an. Hatten 2019 zwei Schützen (je einer mit dem Gewehr und einer mit der Pistole) dieses Kunststück geschafft, waren es heuer vier. Bei den Gewehrschützen war Rolf Zbinden (SG Kriens) der einzige, der 72 Punkte erzielte. Bei den Pistolenschützen totalisierten Peter Bühler (Pistolenschützen Grosswangen und Umgebung), Ueli Krauer (Schützen Malters) und Martin Schumacher (Pistolenschützen Schüpfheim Flühli) das Maximum von 180 Punkten. Besonders bemerkenswert: Peter Bühler hatte diese Topleistung bereits im Jahr 2019 geschafft und doppelte nun nach.
Hoffen auf «Normalität»
Trotz Mehraufwand auf allen Ebenen ging das aussergewöhnliche Feldschiessen 2020 somit erfolgreich und vor allem unfallfrei zu Ende. Der übliche Fest-Charakter konnte im ganzen Drum und Dran mit Schutzkonzept und Hygienevorschriften jedoch verständlicherweise nicht aufkommen. Umso mehr hoffen die Verantwortlichen und alle Schützen, dass im kommenden Jahr zumindest ansatzweise wieder so etwas wie Normalität aufkommt und das «grösste Schützenfest des Jahres» seinem Namen wieder vollauf gerecht wird. Vorgesehen ist das Felschiessen 2021 am Wochenende vom 28. bis 30. Mai. (Patrik Birrer)