Jüngst hatte die Schweizer Delegation an der EM in Bologna und Tolmezzo (300 m/50 m) total 14 Medaillen (5 Gold, 3 Silber und 6 Bronze) gewonnen. Fünf dieser «Plämpel» gingen aufs Konto der 50m-Fraktion. Allen voran brillierte in Bella Italia Nina Christen im Dreistellungsmatch mit Gold. Bronze räumte unter anderem das Männer-Team (liegend) mit Christoph Dürr, Lars Färber und Jan Lochbihler ab. Kurz nach dem Saison-Höhepunkt liessen es sich Christen und Lochbihler nicht nehmen, mit ihrem Solothurner Kantonal- respektive Zentralschweizer Unterverband am Verbandsmatch in Schwadernau anzutreten. Trotz proppenvollem Terminkalender. Freilich sind Schützen geerdete Menschen und wissen, wem sie was zu verdanken haben und wo ihre Wurzeln sind.
Wenn Lochbihler und Christen zurzeit in einem Dreistellungsmatch 50m gegeneinander antreten heisst das: Der Weltrekordler (1188 Punkte Ende August in Rio) trifft auf die Europameisterin und nationale Rekordhalterin (1184 Ende September in Bologna). Politisch würde man von einem Gipfeltreffen – Merkel trifft Trump – sprechen. Nur viel sympathischer aber möglicherweise nicht minder explosiv.
In der Einzelwertung lieferten sich die Champions am Abzug so erwartungsgemäss einen Zweikampf auf höchstem Niveau. Letztlich setzte sich der Weltrekordler mit vier Punkten Vorsprung durch. Mit 593 Punkten verbesserte Lochbihler seinen Verbandsmatchrekord aus dem Jahr 2014 um einen Zähler und bestätigte damit seine Rekordform. Nach dem Weltrekord jetzt der Verbandsmatchrekord – das gehört sich schliesslich so. Mit diesem Total erreichte der 27-Jährige aus Holderbank fast seine Weltrekordpace. Schliesslich wird am Verbandsmatch nur ein halber olympischer Dreistellungsmatch geschossen. Die 25-jährige Nina Christen kam auf 589 Ringe.
Diesmal superklar
Eigentlicher Höhepunkt des Verbandsmatch ist aber natürlich der Team-Wettkampf. Allein in diesem gab es von Anfang keinen Zweifel über den Sieger. Letztlich setzten sich Nina Christen, Petra und Patrik Lustenberger, Manuel Lüscher, Marina Schnider, Fabio Sciuto sowie Paul und Fabio Wyrsch mit 575.875 Zählern mit mehr als sieben Zählern Vorsprung vor dem Team Ostschweiz und Zürich durch. Dies nachdem der Sieg der Zentralschweizer im Vorjahr gegenüber Zürich nur hauchdünn mit 0.250 Punkten Vorsprung ausgefallen war. «Es ist eine Ehre mit einer Europameisterin im Team zu schiessen», sagt Paul Wyrsch. Aber auch ein Ansporn für die anderen Teamschützen. Schliesslich will man sich ja der Meisterin gegenüber von seiner besten Seite zeigen und nicht abloosen. Der 52-Jährige ist der Senior im Team der Zentralschweizer. Sein Sohn Fabio mit 21 Jahren der Jüngste. Wyrsch spricht von einem Wettkampf bei dem für sein Team letztlich alles rund gelaufen sei. «Wir sind sehr zufrieden.» Auch mit den erzielten Punkten. «Das war sehr gut – wir hatten keinen Hänger, auch wenn im Mittelfeld nicht so hoch geschossen wurde wie an der Spitze.» Wyrsch selbst ist der einzige im Team, der nie Mitglied eines Kaders war. «Das sehen Sie, wie hart sind bei und die Qualifikationsbedingungen sind», lacht er. In dem Sinn ist er guter Dinge, sich diesen Nicht-Kader-Quotenplatz auch nächstes Jahr zu sichern. (Michael Schenk)