Kaum Wind, angenehme Temperaturen, Sonnenschein: Die Bedingungen in der Thuner Guntelsey waren am dritten und letzten Wettkampftag des Europacups nahezu ideal. Kein Wunder also, dass es im Liegendwettkampf Gewehr 300m Topleistungen brauchte, um im Kampf um die Medaillen mitreden zu können. Die Schweizer Schützinnen lieferten diese Topleistungen ab – und wie! Allen voran Andrea Brühlmann (Egnach TG): Sie zeigte einen Wettkampf nahe an der Perfektion. In der ersten und in der letzten Passe gab sie je einen Punkt ab, ansonsten reihte sie Zehner an Zehner. Mit 598 Punkten war ihr der Sieg nicht zu nehmen. Am nächsten kamen ihr zwei Teamkolleginnen. Silvia Guignard (Zürich), die am Donnerstag den Dreistellungsmatch für sich entschieden hatte, fehlten mit 596 Punkten lediglich zwei Zähler. 594 Punkte auf dem Konto hatte Marina Schnider (Ennetbürgen NW), die den Schweizer Dreifachsieg perfekt machte. Myriam Brühwiler (Mörschwil SG) komplettierte die hervorragende Schweizer Mannschaftsleistung mit 586 Punkten und Rang 15. Eine bessere Klassierung vergab die St. Gallerin in der vierten Passe.
Angesichts dieser Dominanz ist es nichts als logisch, dass auch in der Teamwertung kein Weg an der Schweiz vorbeiführte. Das Trio Brühlmann/Guignard/Schnider siegte mit 1788 Punkten überlegen vor den Polinnen (1771) und den Französinnen (1764). Die 1788 Ringe bedeuteten auch einen fabelhaften neuen Schweizerrekord. Die alte Bestmarke wurde um 6 Ringe verbessert. «Das ist wohl ein Rekord für die Ewigkeit», sagte Daniel Burger, Leiter Bereich Spitzensport im SSV. Die Erfolge der Schweizer 300m-Schützinnen während der gesamten Europacup-Saison machen Lust auf mehr: An den Europameisterschaften in Tolmezzo (ITA) Ende September sind die Schweizerinnen klare Favoritinnen.
Teambronze für die Männer
Noch höher als bei den Frauen war das Niveau bei den Männern. Gilles Dufaux (Granges-Paccot FR), der wie Andrea Brühlmann 598 Punkte erzielte, ging ohne Medaille nach Hause. Ihm blieb der vierte Rang. Für einen Platz auf dem Podest waren 599 Punkte nötig. Diese Marke erreichten der Pole Daniel Romanczyk, Altmeister Rajmond Debevec aus Slowenien und der Franzose Michael d'Halluin. Die Medaillen wurden aufgrund der Mouchen in dieser Reihenfolge verteilt. Sandro Greuter (Heiligkreuz SG), Rafael Bereuter (Buttwil AG) und Pascal Bachmann (Wila ZH) zeigten alle drei einen guten Wettkampf. Sie alle kamen auf 594 Punkte – ein mehr als anständiges Resultat, das in diesem hochkarätigen Feld aber «nur» zu den Rängen 14, 15 und 16 reichte. Debütant Sascha Dünki (Trüllikon ZH) reihte sich mit 591 Punkten auf dem 23. Rang ein.
In der Teamwertung schossen die Schweizer lange um den Sieg mit. Letztlich mussten sie aber den Schweden (1790) und den Deutschen (1789) den Vortritt lassen. Die 1786 Punkte von Dufaux, Greuter und Bereuter reichten immerhin zu Rang 3, einen Zähler vor den Polen. In Sachen Mouchen waren aber die Schweizer am besten: 108 Innenzehner hatte kein anderes Team auf dem Konto.
Steve Demierre angelt sich Silber
Im Wettkampf mit der Zentralfeuerpistole vom Donnerstag sahen die Schweizer Pistolenschützen die Medaillen nur von fern. Am Freitag lief es besser. Insbesondere Steve Demierre (Auboranges FR) zeigte eine starke Leistung. Er legte im Wettkampf mit der Standardpistole los wie die Feuerwehr. In den ersten vier Fünfer-Passen schoss er 49, 50, 50 und nochmals 50 Punkte. Dieses Niveau konnte er nicht ganz halten, temporär fiel er gar aus den Podesträngen, doch dank 94 Punkten in den letzten beiden Serien machte er nochmals einen Sprung nach vorne. Am Slowenen Joze Ceper kam er nicht mehr vorbei. Dieser gewann mit 568 Punkten. Steve Demierre kam auf 567 Zähler und distanzierte den punktgleichen Franzosen Kévin Chapon um eine einzige Mouche.
Für die beiden anderen Schweizer ging es darum, Wettkampferfahrung zu sammeln. Adrian Schaub (Zunzgen BL) zog sich mit 549 Punkten und Rang 15 achtbar aus der Affäre. Dylan Diethelm belegte mit 511 Zählern den 22. und letzten Rang – bei seinem ersten Wettkampfeinsatz mit der Standardpistole überhaupt. (van)