Heidi Diethelm Gerber kennt das Prozedere, wie es vor Olympischen Spielen und den European Games üblich ist: Swiss Olympic lädt alle Athletinnen und Athleten ein, informiert über Organisation, Ablauf, medizinische Versorgung etc. am Veranstaltungsort und gibt die Kleidung – von Badeschlarpen bis zur Funktionswäsche – ab, die an den Spielen von der Schweizer Delegation getragen wird. Etwas wird am Mittwoch, 12. Juni, anlässlich des Kick-offs für die European Games in Minsk (21. bis 30. Juni) aber auch die erfahrene Pistolenschützin überrascht haben. Alle Athletinnen und Athleten, aber auch Trainer, medizinisches Personal und Betreuer durften eine Matrjoschka bemalen. Die Holzpuppen, die ineinander gestapelt werden, sind eines der bekanntesten Souvenirs aus Russland. Jedes Mitglied der Schweizer Delegation wird denn auch eine dieser Matrjoschkas aus Minsk mit nach Hause nehmen dürfen – zusammen mit den besten Wünschen eines Teammitglieds. In die eigenhändig bemalte Matrjoschka musste nämlich jede und jeder einen Zettel mit einem Wunsch für ein Team-Gspändli legen. In Minsk werden die Holzpuppen willkürlich an die Delegationsmitglieder verteilt. Diese schöne Aktion von Swiss Olympic ist Teil des Mottos, mit dem die Schweizer Delegation in die weissrussische Metropole reist: «We stand for excellence, friendship and respect», lautet dieses nämlich. Bestleistungen ja, aber dabei sollen Freundschaft und Respekt untereinander, gegenüber den Gastgebern und gegenüber allen anderen Sportlerinnen und Sportlern aus rund 50 Ländern gewahrt bleiben.
Puzzle mit 1000 Teilen
Neben den Schützinnen Heidi Diethelm Gerber, Nina Christen und Petra Lustenberger sowie den Schützen Steve Demierre, Jan Lochbihler und Christoph Dürr haben sich auch alle anderen Schweizer Team-Mitglieder als Künstler versucht. Begleitet wird das Schützen-Sextett vom Trainer-Trio Daniel Burger, Enrico Friedemann und Ernst Gerber sowie vom Physiotherapeuten Jochem Stephan. Der Teamgeist gepflegt wurde auch beim gemeinsamen Puzzeln. 1000 Teile sollten die Sportlerinnen und Sportler im Verlauf des Kick-off-Tages zu einem Bild zusammensetzen, das das Logo von den European Games Minsk mit den Werten der Schweizer Delegation verbindet.
Von Badeschlarpen bis zum Koffer
Fester Programmpunkt war die Kleiderabgabe. Zwei paar Trainingshosen, zwei paar kurze Hosen, diverse T-Shirts, Jacken und Hoodies und sogar Socken standen zur Auswahl. Für den jungen St. Galler Christoph Dürr war diese Kleiderabgabe eine Premiere, sind doch für ihn die European Games der erste polysportive Grossanlass. Geduldig probierte er zunächst die Turnschuhe, dann die Sneakers und zuletzt die Badeschlarpen. «Die sind für die Siegerehrung?», fragte er schalkhaft. Am Ende der Prozedur erhielt jedes Teammitglied einen gut gefüllten Rollkoffer und einen Rucksack für den Trip in die weissrussische Hauptstadt.
In einer Woche geht's los
Für Petra Lustenberger war die Kick-off-Veranstaltung ein gelungener Auftakt zum Grossanlass. «Es macht Spass, die anderen Athletinnen und Athleten in einem ungezwungenen Rahmen zu treffen. Jetzt wächst die Vorfreude von Tag zu Tag.» Bis Freitag werden sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in Magglingen und in Filzbach trainieren. Dann stehen ein paar Tage Erholung an, bevor es am Dienstagabend, 19. Juni, nach Zürich-Kloten geht. Am Mittwochmorgen hebt in aller Frühe der Flieger Richtung Wien ab, wo das Team umsteigt und danach nach Minsk fliegen wird. Etwas weniger ruhig hat es Steve Demierre. Auf den Pistolenschützen warten nach dem Trainingscamp und vor dem Abflug die Polizei-Europameisterschaften in Suhl (GER). Trotz des gedrängten Programms ist der Fribourger zuversichtlich. Auch bei Daniel Burger, Leiter Spitzensport und Nachwuchsförderung, wächst die Anspannung. «Wir haben heute wichtige Infos für Minsk erhalten», betonte er. «Für die Athleten ist ein solcher Startschuss, eine Woche, bevor es losgeht, eine gute Sache.» Das Schweizer Team ist bereit, der Teamgeist stimmt. Doch allen ist bewusst: Auch an den European Games in Minsk hängen die Trauben hoch. Während in gewissen Sportarten nicht die komplette Crème de la Crème Europas antritt, fehlt in den Schiesssportdisziplinen praktisch niemand von der europäischen Spitze. (van)
Hinweis: Im nächsten Mitgliedermagazin «Schiessen Schweiz» (Erscheinungsdatum: 19. Juni) erzählen die Schützinnen und Schützen von ihren Erwartungen in Minsk.