Schweizer Schiesssportverband

Dreimal knapp am Final vorbei

Das Schweizer Team präsentierte sich am zweiten Tag des ISSF Weltcups in München von seiner besten Seite. Für eine Finalqualifikation fehlte nur wenig: Heidi Diethelm Gerber verpasste die Top 8 wegen zwei Punkten, Jan Lochbihler trauerte einem einzigen Pünktchen nach. Eine hervorragende Vorstellung lieferte zudem Junior Jason Solari anlässlich seiner Weltcup-Premiere ab. Er erzielte mit der Luftpistole starke 580 Punkte und wurde mit dem 15. Rang belohnt.

 

Es war alles angerichtet für Heidi Diethelm Gerber (Märstetten TG): Mit 293 Punkten und dem 5. Zwischenrang vor dem Schnellfeuer mit der Sportpistole 25m schien alles für die Thurgauerin zu laufen. Bis zum 50. Schuss war sie am Weltcup München in ihrer Paradedisziplin auf Finalkurs. Dann folgte die zweitletzte Fünfer-Passe, der 51. Schuss. Auf der Anzeige leuchtete eine «7» auf. Auf diesem Niveau, bei diesen knappen Abständen war das eine zu grosse Hypothek. Heidi Diethelm Gerber fiel aus den Top 8 heraus. Da nützte es nichts mehr, dass sie mit sechs Zehnern und drei Neunern auf Top-Niveau ausschoss. Der Finalplatz war weg. Mit 582 Punkten (18 Innenzehnern) klassierte sich Heidi Diethelm Gerber auf dem 13. Rang. Für den 8. Rang wären zwei Punkte mehr nötig gewesen. So ärgerlich das knappe Ausscheiden ist, Heidi Diethelm Gerber kann den weiteren Wettkämpfen gelassen entgegenblicken. Die nächste Finalqualifikation ist nur eine Frage der Zeit und könnte zum Beispiel an den European Games in Minsk Realität werden. Streicht man in der Münchner Rangliste alle Nicht-Europäerinnen weg, wäre die Schweizerin im Final nämlich mit dabei.

Im Final lieferten sich Rahi Sarnobat (IND) und Olena Kostevych (UKR) ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Kostevych, die nach den ersten drei Serien etwas im Hintertreffen war, reihte danach Treffer an Treffer und holte bis zur sechsten Serie ihren Rückstand auf. Von da weg bewegten sich die beiden Schützinnen im Gleichtakt. Nach acht Serien hatten beide 29 Punkte auf dem Konto. Rahi Sarnobat schoss darauf fünf Treffer, Olena Kostevych deren vier. Dieses eine Pünktchen Vorsprung verteidigte die Inderin auch in der letzten Passe. Sie gewann mit 37 Treffern vor Kostevych mit 36 und Antoaneta Boneva (BUL) mit 26.

 

Gewehr 50m 3x40: Jan Lochbihler fehlt ein einziges Pünktchen

Noch knapper als bei Heidi Diethelm Gerber war es bei Jan Lochbihler (Holderbank SO). Der Solothurner lieferte nach seinem neuen Schweizerrrekord (1183) im Dreistellungsmatch Gewehr 50m in der Elimination auch in der Qualifikation eine starke Vorstellung ab. Nach 395 Punkten kniend und 399 Punkten liegend grüsste der Solothurner von einem Finalplatz. Stehend schoss er mit 97 und 96 Zählern in den ersten beiden Passen um einen Finalplatz mit. In der dritten Passe verlor er mit 95 den einen Punkt zuviel, der ihm letztlich die Finalqualifikation kostete. Mit 1179 Zählern (73 Innenzehner) klassierte er sich auf dem hervorragenden 10. Rang. Ein Pünktchen mehr hätte zum 7. Platz und damit zur Finalqualifikation gereicht, so eng beieinander lagen die Athleten. Wie bei Heidi Diethelm Gerber gilt auch bei Jan Lochbihler: An den European Games in Minsk ist eine Finalqualifikation mehr als realistisch. Streicht man die Nicht-Europäer aus der Rangliste, stünde Jan Lochbihler im Final.

Christoph Dürr (Gams SG) zeigte einen soliden Wettkampf. 389 Punkte kniend, 398 liegend un 377 stehend waren seine Ausbeute. Insbesondere im Stehend-Anschlag leistete er sich den einen oder anderen Neuner zu viel. Seine 1164 Zähler (59 Innenzehner) reichten zum 59. Rang.

Im Final musste Qualifikationssieger Milenko Sebic (SRB) als erster verabschieden. Ihm folgten die vier weiteren Europäer in der Endausscheidung. Um die Podestplätze kämpften zwei Chinesen und ein Südkoreaner. Der Chinese Zhao Zhonghao lag nach den 15 Kniend-Schüssen in Führung und gab diese nicht mehr her. Mit 461.8 Punkten distanzierte er Kim Jonghyun (KOR) um 6.2 Zähler. Rang drei ging an den Chinesen Hui Zicheng.

 

Pistole 10m: Jason Solari mit Weltklasseresultat

Eine phänomenale Weltcup-Premiere erlebte Jason Solari (Malvaglia TI). Der junge Tessiner ist bei den Junioren startberechtigt, durfte sich in München aber erstmals mit den weltbesten Luftpistolenschützen messen. Und wie er das tat: Solari liess sich von der Weltcup-Atmosphäre beflügeln. Er zeigte einen Wettkampf auf höchstem Niveau und erzielte 580 Punkte. In der ersten Ablösung reichte dies zum 7. Platz, in der Gesamtwertung zum hervorragenden 15. Rang – inmitten der Weltspitze. Steve Demierre (Auboranges FR) musste seinem halb so alten Teamkollegen den Vortritt lassen. Mit 571 Punkten klassierte er sich auf Rang 67. Dem routinierten Romand gelang ein solider Wettkampf mit dem einen oder anderen Neuner und Achter zu viel. Gut unterwegs war auch Dylan Diethelm (Weinfelden TG). Beim 24. Schuss brachte ihn ein Scheibenfehler aus dem Konzept. Gemäss Anzeige soll er einen Zweier geschossen haben. Dieser Wert floss zunächst auch in die Rangliste ein, weshalb er zu Beginn mit 558 Punkten auf dem 142. Rang geführt war. Der Schuss wurde aber letztlich als Zehner gewertet. Diethelm musste die Scheibe wechseln und konnte die dritte Serie mit starken 99 Punkten abschliessen. In der vierten Serie folgten 96 Punkte. Leider konnte er diesen Rhythmus in der fünften und sechsten Passe nicht ganz halten. Mit zweimal 91 Punkten fiel er ein paar Ränge zurück. Seine 565 Zähler reichten für den 111. Rang bei 162 Teilnehmern.

Im Final sorgte ein Junior für die Musik: Der Inder Chaudhary Saurabh, der bereits den Weltcup in New Delhi mit Weltrekord gewonnen hatte, legte in München nochmals eine Schippe zu. Zu Beginn konnte ihm der Russe Artem Chernousov die Stirn bieten, nach 16 Schüssen schuf Saurabh eine immer grössere Differenz zwischen sich und seinen Konkurrenten. Am Ende siegte er mit 246.3 Punkten. Seinen eigenen Weltrekord verbesserte er um 1.3 Zähler. Chernousov folgte mit 2.5 Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz. Die zu dritt im Final vertretenen Chinesen konnten mit Pang Wei zumindest einen Podestplatz für sich beanspruchen. (van)

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