«Einige Unentwegte der Aarauer Schützengesellschaft, der Aargauer Ständerat Dr. Gottfried Keller (1873-1945) und der Brugger Arzt Dr. Jakob Horlacher (1863-1934) beschlossen bei einer Zusammenkunft 1905, im Februar/März 1906 auf der Habsburg einen Schiessanlass durchzuführen – sie nannten ihn ‹Winterschiessen›. Schützen der SG Aarau und die Freischützen Brugg nahmen an diesem Wettschiessen teil. «Sie legten damit den Grundstein zum heutigen stolzen Verband», meint das Protokollbuch. Das Gründungsdatum des Habsburgschützenverbandes datiert vom 18. Januar 1907 mit den Sektionen Aarau, Baden, Brugg, Lenzburg und Rheinfelden. 1911 kamen die SG Zofingen und SG Zurzach dazu. 1917 folgten die Stadtschützen Laufenburg und die Stadtschützengesellschaft Aarburg. Erst seit 2012 wurde das Pistolenschiessen als weitere Disziplin eingeführt.» So wird die Gründungsgeschichte des Habsburgschiessen im Buch «Freundschaft in der Freiheit» zum 100. Habsburgschiessen 2007 zusammengefasst.
Die neun erwähnten Stammsektionen bilden immer noch den Habsburgschützenverband. Sie trafen sich immer am ersten Mai-Sonntag mit eingeladenen Gastsektionen zum Wettkampf und dann auf der Burg zum «Spatz» und zum fröhlichen, friedlichen, kameradschaftlichen Teil. Nach einer vaterländischen Rede folgte die Schützengemeinde. Beim Absenden erhielten die besten Schützen pro Sektion den begehrten «Habsburgbecher» (früher ein Silberbecher). Dieser traditionelle Ablauf war immer gleich, und gerade deswegen kamen die Schützinnen und Schützen immer gerne auf die Habsburg zurück.
Das beliebte Schiessen muss nun nach der 112. Durchführung aus verschieden Gründen «sterben». Vorschriften erlauben ab 2020 nicht mehr in einen Erdkugelfang zu schiessen. Die SG Habsburg absolvierte ausserdem seit einigen Jahren das «Obligatorische» auf der Schiessanlage in Scherz. Die Gemeinde hätte ihre Schiessanlage mit modernen Kugelfängen aufrüsten müssen. Aus verständlichen Gründen wurde darauf verzichtet. Um nicht auf die Subventionsgelder des Bundes und Kantons zu verzichten, beschloss der Gemeinderat den Kugelfang zu sanieren.
Eines muss zum Schluss festgehalten sein: Ohne die Schützengesellschaft Habsburg wäre die Durchführung schon seit einigen Jahren gar nicht möglich gewesen, stellte sie doch die Zeigermannschaften bei Gewehr und Pistole, half beim Aufbau, führte die «Boll-Beiz» und lagerte das Material. Dafür gehört den «Habsburgern» ein ganz grosser Dank für den jahrelangen Einsatz, die Hilfsbereitschaft und tolle Kameradschaft.
Auch war es für die Stammsektionen immer schwieriger Personal zu rekrutieren, um das Schiessen problemlos durchzuführen. Deshalb blieb den Organisatoren nichts anderes übrig: Nach 2019 heisst es definitiv «Ende Feuer». Es geht ein Anlass verloren, der bei allen Schützinnen und Schützen der Stammsektionen in bester Erinnerung bleiben wird. Ein herzlicher Dank geht an die Bevölkerung und den Gemeinderat von Habsburg für das sehr grosse Verständnis und den jahrelangen Verzicht auf die Sonntagsruhe am erstem Sonntag im Mai.
Was nach über 100 Jahren bleibt, ist das Motto des Habsburgschiessen: «Die Freundschaft in der Freiheit». (Urs R. Boller, «ewiger» Kassier)