15 Athletinnen und Athleten vertreten die helvetischen Farben ab Montag an den Europameisterschaften Luftgewehr und Luftpistole im kroatischen Osijek. Es ist durchaus damit zu rechnen, dass die Damen und Herren Lochbihler, Christen, Lustenberger, Diethelm, Leone, Dürr, Stark, Demierre und wie sie alle heissen mit der einen oder anderen Medaille nach Hause kommen. Gut möglich auch, dass die Damen und Herren Degen, Ammann, Décotterd, Donatiello und Barreira die Schweiz irgendwann an einer EM vertreten werden. Die Letztgenannten sind die Sieger am Jugendfinal Gewehr 10m in Luzern und ergo die Besten am Luftgewehrabzug bei den 8- bis 16-Jährigen im Land.
Vorab bei Larissa Donatiello von den Sportschützen Olten dürfte das mit einer Elite-EM nicht mehr lange dauern. Die 14-Jährige aus Gretzenbach, die vor wenigen Tagen zum zweiten Mal in Folge Schweizer U15-Meisterin mit dem Luftgewehr geworden war (mit Schweizerrekord von 405.2 Punkten) demontierte ihre Konkurrenz förmlich. Waren es bei der Schweizermeisterschaft Anfang Monat noch riesige 9.9 Punkte Vorsprung auf die Zweitplatzierte, betrug der Abstand auf die Silbermedaillengewinnerin am Jugendfinal in Luzern fette 11.9 Punkte. Das wäre etwa so, wie wenn Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton das ganze Feld einmal überrunden würde. Gut möglich, dass da die weibliche Version von Jan Lochbihler heranwächst. Auf jeden Fall wandelt Larissa Donatiello mehr als nur in den Spuren ihres Solothurner Kantons- und Oltner Klubkollegen. Der 27-jährige Profi aus Holderbank ist mehrfacher WM- und EM-Medaillengewinner und Olympia-Teilnehmer 2016 in Rio de Janeiro. Und genau da will Larissa Donatiello auch hin...
Traum von Olympia
Gleiches gilt auch für Michelle Degen: «Ich würde auch gerne einmal an den Olympischen Spielen starten», sagt die 13-Jährige. Die Siebtklässlerin setzte sich am Jugendfinal in der Kategorie B (U13-U15 stehend mit beweglicher Auflage) durch. Dies, nachdem die Baselbieterin am Jugendfinal 2018 in Luzern mit dem Luftgewehr schon Siebte und im Kleinkaliberfinal Dritte geworden war. Schiessen tut Michelle Degen seit drei Jahren. «Es macht mir einfach Freude mich ganz auf ein Ziel zu konzentrieren und alles andere zu vergessen», sagt die Hobby-Breakdancerin und Gitarrenspielerin. Quasi ein Ausgleich zur Hektik des stressigen Schüleralltags. Michelles Coach bei den Sportschützen Pratteln ist ihr Götti. «Sie kann aussergewöhnlich gut umsetzen, was man ihr sagt», hält Letzterer fest. Eine Fähigkeit, die just im Sport sehr oft die Spreu vom Weizen trennt. Zum Schiessen gekommen ist Michelle durch ihren Vater, ebenfalls ein begeisterter Sportschütze. Und wer ist besser? Immerhin erzielte die Tochter am Final in Luzern 189 Punkte – ihre Bestleistung. «Noch bin ich etwas vorn», sagt der Vater, «aber die Luft wird dünner. Nächstes Jahr hat sie mich wohl überholt.» Dann will Michele indes auch stehend frei antreten.
Je jünger desto polysportiver
Da Schiessen viel mehr mit Kondition, Koordination und Körperbeherrschung zu tun hat, als der Laie gemeinhin annehmen könnte, und das Ganze für Kids ja auch Spass machen soll, sind die Gewehr- und Pistolen-Jugendtage polysportiv aufgebaut. Je jünger, desto mehr zählen die Resultate aus den fünf Disziplinen Treppensteigen, Sprung aus dem Stand, Zielwurf, Laufen auf mobilen Kissen und Prellball fürs Endergebnis. Allein bei den Ältesten fallen die polysportiven Disziplinen weg. Auffallend: die Besten am Gewehr gehören auch in den polysportiven Disziplinen zu den Besten: Larissa Donatiello klassierte sich dabei auf Rang 4, Michelle Degen auf Rang 2, Pirmin Ammann auf Rang 5 und Léane Décotterd auf Rang 1. (Michael Schenk)